Morbus Parkinson: Hilfreiche Tipps
Inhaltsverzeichnis
Tipps für Betroffene
Alltag & Sozialleben
Ziehen Sie sich nicht von Ihrer Umwelt zurück – nicht nur um Ihretwillen selbst. Denn wenn Sie sich aus der Gesellschaft zurückziehen, nehmen Sie auch Ihre unmittelbaren Angehörigen mit in die Vereinsamung und Isolation. Suchen Sie von Anfang an den Austausch mit anderen Betroffenen. Sie werden merken, Sie sind in Ihrer Situation nicht alleine. Dies hilft, einen Weg zu finden, mit der Erkrankung umzugehen. Angehörige und Freunde sollten von Beginn an eingebunden werden.
Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu bitten, wenn Sie Unterstützung bei Dingen des täglichen Lebens benötigen. Sie können lernen, Alltagsaktivitäten immer wieder an die eigenen Möglichkeiten anzupassen. Zudem gibt es verschiedene Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern können, wie etwa spezielles Essbesteck, Knöpfhilfen, Greif- und Schreibhilfen etc. Gestalten Sie Ihre Wohnung nach Ihren Bedürfnissen um, z.B.:
- Sortieren Sie die Schränke neu, um oft verwendete Dinge besser erreichen zu können,
- benutzen Sie einen Servierwagen, statt Teller und Gläser zu tragen,
- besorgen Sie sich einen speziellen Hocker, auf dem Sie beim Kochen sitzen können,
- entfernen Sie Teppiche, um nicht darüber zu stolpern, etc.
Mit einigen Hilfsmaßnahmen kann es gelingen, noch jahrelang ein selbstständiges Leben zu führen.
Aktiv bleiben
Bleiben Sie aktiv, und versuchen Sie, Ihren gewohnten Alltag so selbstständig wie möglich beizubehalten. Dazu gehören auch Bewegung und Sport: Bleiben Sie so aktiv wie möglich. Dies hilft nicht nur zur Verbesserung der Bewegungseinschränkungen, sondern tut auch der Psyche gut. Finden Sie heraus, welche Sportart Ihnen am meisten Spaß macht, auch gezielte Physiotherapie kann helfen. Mehr zum Thema: Beliebte Sportarten
Berufsleben
Um länger im Berufsleben bleiben zu können, kann eventuell ein Wechsel an einen weniger belastenden Arbeitsplatz innerhalb des Betriebes erwogen werden. Sprechen Sie mit Ihrer Vorgesetzten/Ihrem Vorgesetzten darüber. Überlassen Sie es möglichst nicht anderen, die Öffentlichkeit über Ihre Krankheit zu informieren.
Autofahren
Fahren Sie nur so lange selbst mit dem Auto, wie Sie es sicher lenken können. Allerdings ist eine subjektive Einschätzung oft nicht ganz zuverlässig. Fragen Sie daher z.B. auch Ihre Partnerin/Ihren Partner oder Ihre Kinder um deren Einschätzung. Sie sollten nie für sich und andere Menschen zur Gefahr werden. Einige Medikamente können die Fahrtauglichkeit noch zusätzlich vermindern.
Zur amtsärztlichen Beurteilung der Fahreignung von Parkinson-Kranken gibt es keine generelle Vorgangsweise. Zur objektiven Einschätzung der Fahrtauglichkeit können eigene Tests durchgeführt werden, z.B. eine Untersuchung durch das Kuratorium für Verkehrssicherheit. Die Ärztin/der Arzt kann mit Ihnen gemeinsam eine Einschätzung vornehmen, ob Sie in der Lage sind, sicher ein KfZ zu lenken und eigene Fehler, aber auch jene anderer Verkehrsteilnehmerinnen/-teilnehmer auszugleichen.
Ernährung & trinken
Eine eigene „Parkinson-Diät“ gibt es nicht. Es gelten im Wesentlichen die allgemeinen Grundregeln einer ausgewogenen Ernährung. Durch Krankheitssymptome wie Zittern, verlangsamte Bewegung oder Schluckbeschwerden kann das Essen anstrengend werden, auch der Appetit ist häufig vermindert. Gleichzeitig nehmen einige Parkinson-Patientinnen/Patienten aber an Gewicht zu, wenn sie aufgrund körperlicher Beschwerden oder aufgrund depressiver Stimmung weniger aktiv sind als zuvor.
Es empfiehlt sich, öfter am Tag mehrere kleinere Portionen hochwertiger Nahrungsmittel zu konsumieren. Dies entlastet auch die Verdauung. Ein leerer Magen ist jedenfalls zu vermeiden, da dies zu Übelkeit führen kann.
Bei der Einnahme von Medikamenten beachten Sie: Dopa-Präparate sollten nicht gleichzeitig mit Eiweiß (Milch und Milchprodukte, Fleisch etc.) und Vitamin B eingenommen werden, weil dadurch weniger L-Dopa in die Blutbahn aufgenommen wird. L-Dopa sollte daher wenn möglich mindestens eine Stunde vor oder nach dem Essen eingenommen werden.
Darmträgheit ist eine häufige Begleiterscheinung des Morbus Parkinson. Mögliche Ursachen sind u.a. die verringerte und verlangsamte Körperbewegung, zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, ballaststoffarme Ernährung, zum Teil auch die Parkinson-Medikamente. Zur Linderung der Verstopfung sollten Sie auf ausreichende Ballaststoffzufuhr achten, z.B. täglich einen Löffel Leinsamen in einem Fruchtjoghurt zu sich nehmen. Auch möglichst vielBewegung an der frischen Luft ist hilfreich. Mehr zum Thema: Kohlenhydrate & Ballaststoffe
Allgemein wird eine Flüssigkeitsmenge von 1,5 bis zwei Liter pro Tag empfohlen. Für Parkinson-Kranke stellt dies das absolute Minimum dar. Sie sollten möglichst bis zu drei Liter täglich trinken, allerdings nicht während des Essens, da dies zu einer Verdünnung der Verdauungssäfte führt.
Tipps für Angehörige
- Informieren Sie sich auch selbst über die Erkrankung, über die Symptome und den möglichen Verlauf.
- Scheuen Sie sich nicht, beizeiten Hilfe (auch psychologische) in Anspruch zu nehmen.
- Lernen Sie rechtzeitig ein sinnvolles Management mit Ihren eigenen Kräften, und vermeiden Sie es, sich bis hin zum „Burnout“ zu überlasten.
- Verfolgen Sie weiter eigene Interessen – ohne schlechtes Gewissen.
- Bevormunden und schonen Sie die Betroffene/den Betroffenen nicht:
- Lassen Sie sie/ihn Entscheidungen selbst treffen.
- Nehmen Sie ihr/ihm keine Arbeiten ab, es sei denn, sie/er ersucht Sie ausdrücklich darum.
- Lassen Sie ihr/ihm geduldig die Zeit, die sie/er braucht, um eine Tätigkeit zu verrichten oder einen Gedanken zu formulieren.
- Parkinson-Kranke sollen gewohnten Aktivitäten nachgehen, in Maßen auch Sport ausüben, reisen, Kontakte und Hobbys pflegen etc. Wichtig ist dabei nur, Überanstrengungen zu vermeiden. Planen Sie deshalb bereits im Voraus ausreichend Zeit für Pausen bei gemeinsamen Aktivitäten ein.
Wertvolle Informationen und Unterstützung für Parkinson-Kranke und ihre Angehörigen bietet die Parkinson Selbsthilfe Österreich.
Mehr zum Thema: Pflegende Angehörige entlasten & unterstützen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 2. September 2020
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Doz.in Dr.in med.univ. Sylvia Bösch, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie