Hepatitis B: Übertragung & Vorbeugung
Inhaltsverzeichnis
Verbreitung der Hepatitis-B-Infektionen
In Mitteleuropa können in der Allgemeinbevölkerung bei fünf bis zehn Prozent Antikörper gegen Hepatitis-B-Viren (HBV) nachgewiesen werden, und ca. ein Prozent ist infiziert (HBs-Ag positiv). In Österreich sind etwa 1,2 Prozent der Bevölkerung infiziert. Hierzulande steigen die gemeldeten Hepatitis-B-Fälle in den letzten Jahren an. Zunehmend stellen Migrantinnen/Migranten aus den Hochendemiegebieten (Gebiete mit besonders vielen Erkrankten) den wesentlichen Anteil chronischer Hepatitis-B-Virusträger in den westlichen Ländern mit niedrigem HBV-Vorkommen dar. Man unterscheidet verschiedene Hepatitis-B-Virus-Genotypen (A–J). Genotypen sind „Virusgruppen“, die sich durch kleine Veränderungen in der Erbsubstanz unterscheiden. Die Hepatitis-B-Genotypen weisen geografisch eine unterschiedliche Verteilung auf. Sie sind für Krankheitsverlauf und Therapiewahl mitentscheidend. In Europa kommen hauptsächlich die Genotypen A, D und G vor. Aufgrund von Migration und Globalisierung können jedoch immer wieder auch andere Genotypen nachgewiesen werden.
Hepatitis B in Österreich
Etwa 1,2 Prozent der Bevölkerung sind chronisch infiziert. Im Zeitraum zwischen 2009 und 2016 wurden im Durchschnitt pro Jahr etwa 790 Hepatitis-B-Fälle gemeldet. Im Jahr 2017 wurden 1.221 Hepatitis-B-Infektionen gemeldet. Bei Meldungen ohne Arztmeldung (132 Fälle) sind dies ev. keine neu diagnostizierten Fälle.
Wie werden Hepatitis-B-Viren übertragen?
Der typische Übertragungsweg im Erwachsenenalter sind sexuelle Kontakte. Dabei reichen für eine Infektion schon kleinste Haut- und Schleimhautverletzungen (Blutkontakte). Auch Sperma, Scheidensekret, Speichel- und Tränenflüssigkeit von Hepatitis-B-Infizierten sind infektiös.
Eine Übertragung von Hepatitis-B-Viren ist z.B. möglich:
- wenn die Sexualpartnerin/der Sexualpartner Hepatitis B hat,
- durch „Needle Sharing“ (gemeinsames Benützen von Nadeln, Spritzen, Filter und Löffel unter Drogenabhängigen) oder gemeinsames Benützen des „Röhrchens“ – zusammengerolltes Papier oder Geldschein – zum Kokain-Schnupfen über die Nase),
- durch eine Nadelstichverletzung, wenn eine Hepatitis-B-infizierte Person daran beteiligt ist,
- bei der Geburt auf das Neugeborene, wenn die Mutter Hepatitis B hat.
Zusätzliche Infektionsmöglichkeiten ergeben sich durch die gemeinsame Benutzung von Zahnbürste, Rasierapparat, Nagelschere oder Nagelfeile mit einer an Hepatitis B erkrankten Person oder durch Tätowierungen und Piercings unter unhygienischen Bedingungen. Es gibt auch – äußerst selten – sogenannte nosokomiale Übertragungsfälle. Dabei findet die Übertragung in Gesundheitseinrichtungen über infizierte, im medizinischen Bereich tätige Personen bzw. unsterile - also nicht ausreichend gereinigte - medizinische Instrumente statt. Durch die generelle Testung von Blutkonserven und anderen Blutprodukten auf Marker einer HBV-Infektion kann das Auftreten einer transfusionsbedingten Hepatitis B (z.B. bei Hämophilie) in den Industriestaaten mittlerweile fast vollständig ausgeschlossen werden. Es wird jedoch befürchtet, dass in den Entwicklungsländern nicht alle Blutspenden adäquat auf HBV untersucht werden.
Ein erhöhtes Risiko einer Ansteckung mit dem Hepatitis-B-Virus haben vor allem:
- Drogenkonsumentinnen/-konsumenten mit oben genanntem Konsumverhalten,
- Personen, die mit einer HBV-infizierten Person zusammenleben,
- Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnerinnen/-partnern (z.B. Prostituierte),
- homosexuelle Männer,
- HIV-Infizierte,
- Angestellte und Auszubildende in Heil- und Pflegeberufen,
- Personen mit Infektionsrisiko durch Blutkontakte mit möglicherweise infizierten Personen (z.B. Ersthelferin/Ersthelfer, Polizistinnen/Polizisten) sowie
- Reisende in Gebieten mit hohem HBV-Vorkommen und engem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.
Hinweis
Durch soziale Kontakte wie Händeschütteln, Umarmen, Küssen auf die Wange, Essen, Trinken und Benutzen der gleichen Toilette besteht kein Risiko für eine Übertragung von Hepatitis-B-Viren.
Wie verläuft die Hepatitis B?
Die Inkubationszeit der Hepatitis B beträgt 45 bis 180 Tage (meist ca. 60 bis 120 Tage). Eine akute Hepatitis-B-Infektion kann asymptomatisch (ohne Beschwerden) bis fulminant verlaufen. Ein fulminanter Verlauf entwickelt sich nur bei 0,5 bis einem Prozent der Infizierten. Es kommt dabei zu einem massiven Leberzellschaden und binnen kurzer Zeit zur völligen Zerstörung des Organs. Ohne Lebertransplantation endet diese Verlaufsform in bis zu 80 Prozent der Fälle tödlich.
Wenn das Immunsystem die Hepatitis-B-Viren nicht innerhalb von sechs Monaten ausreichend bekämpfen kann, entwickelt sich eine chronische Hepatitis B.
Welchen Verlauf eine Hepatitis-B-Infektion nimmt, hängt in erster Linie vom Alter der Betroffenen zum Zeitpunkt der Infektion bzw. Erkrankung und wahrscheinlich vom Genotyp ab. Bei einer Übertragung der Infektion von der Mutter auf das Kind während der Geburt wird die Infektion in bis zu 90 Prozent der Fälle chronisch. Dies ist in Ländern mit hohem Vorkommen von Hepatitis B der häufigste Übertragungsweg. Bei Ansteckung bis zum sechsten Lebensjahr liegt das Risiko für einen chronischen Verlauf bei 30 bis 50 Prozent. Erfolgt die Erkrankung im Erwachsenenalter, entwickelt sich nur bei fünf bis zehn Prozent der Infektionen ein chronischer Verlauf. Der Einfluss der Genotypen auf den Verlauf der Erkrankung wurde noch nicht ausführlich untersucht. Die meisten Studien stammen aus asiatischen Ländern. Daher können die Ergebnisse nicht uneingeschränkt auf Krankheitsverläufe in Europa übertragen werden. Infizierte mit dem Genotyp A besitzen im Vergleich zu den Genotypen C und D eventuell eine niedrigere spontane Ausheilungsrate. Bei Infektionen mit dem Genotyp B scheint es langsamer zur Entwicklung einer Leberzirrhose zu kommen als bei Infektionen mit dem Genotyp C.
Mögliche Folgen einer langjährigen chronischen Hepatitis-B-Infektion sind die Leberzirrhose und das hepatozelluläre Karzinom (Leberkrebs).
Durch eine gleichzeitige (Koinfektion) bzw. nachfolgende (Superinfektion) Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus treten meist schwerere Krankheitsbilder auf. Es kommt bei der Koinfektion häufiger zu fulminanten Verläufen, jedoch entwickelt sich nur in etwa fünf Prozent der Fälle ein chronischer Verlauf der Hepatitis B bzw. D. Die Zerstörung des Lebergewebes mit Ausbildung einer Leberzirrhose schreitet beim chronischen Verlauf schneller voran. Zudem kommt es häufiger und schneller zur Entwicklung eines Leberzellkarzinoms (Leberkrebs).
Hinweis
Dem Hepatitis-B-Virus ist es möglich, einen Teil seiner Erbsubstanz (cccDNA) in den Zellkern einzuschleusen. Dort ist sie vor dem Immunsystem sicher. Wenn das Immunsystem stark geschwächt wird – z.B. durch eine immunsuppressive Therapie -, kann sie den Zellkern wieder verlassen, und es bricht erneut eine Hepatitis B aus. Diese verläuft meist sehr aggressiv.
Wie Sie einer Hepatitis-B-Infektion vorbeugen können?
Ein zuverlässiger Schutz vor Hepatitis B wird erreicht durch:
- die aktive Schutzimpfung (Totimpfstoff),
- Safer Sex (Kondome!),
- Vermeidung von Blutkontakten (z.B. durch Tragen von Einmalhandschuhen),
- sterile Durchführung von Tätowierungen und Piercings,
- alleinige Benutzung von Zahnbürsten, Rasierklingen, Nadeln oder Spritzenbesteck (kein „Needle Sharing“!).
Schutzimpfung
Die Hepatitis-B-Impfung wird laut WHO jedem Erwachsenen empfohlen und ist insbesondere für Personen mit chronischen Lebererkrankungen sowie Personen mit häufigem Bedarf an Plasmaprodukten (z.B. Hämophile), Prädialyse- (Patientinnen/Patienten, die voraussichtlich eine Dialyse benötigen werden) und Dialyse-Patientinnen/-Patienten wichtig.
Grundimmunisierung
Die Grundimmunisierung stellt den Aufbau eines Impfschutzes dar. Bei der aktiven Schutzimpfung gegen Hepatitis B erfolgen insgesamt meist drei Stichinjektionen in den Oberarm:
- Die erste Impfung zählt als Tag eins,
- die zweite Impfung folgt ca. einen Monat später,
- die dritte Impfung noch einmal sechs bis zwölf Monate später.
Wenn ein schneller Impfschutz benötigt wird, können auch drei Teilimpfungen innerhalb eines kürzeren Zeitraums und dann eine vierte Teilimpfung nach zwölf Monaten verabreicht werden. Auch die Kombination eines Hepatitis-B-Impfstoff mit einem Hepatitis-A-Impfstoff steht zur Verfügung.
Für Kinder ist im Rahmen des Österreichischen Impfplanes die Verwendung eines Kombinationsimpfstoffes mit Diphtherie/Tetanus/Keuchhusten/Kinderlähmung und Hämophilus influenzae B vorgesehen. In diesem Fall ergibt sich ein anderes Impfschema als bei Erwachsenen. Die Kosten für die Impfung von Kindern werden von der Sozialversicherung übernommen. Die entsprechenden Maßnahmen werden im Mutter-Kind-Pass vermerkt.
Auffrischungsimpfung und Kontrolle des Impfschutzes
Wenn die Grundimmunisierung in der Kindheit erfolgt ist, wird eine Auffrischung zwischen dem vollendeten siebten und 15. Lebensjahr empfohlen. Nach dieser Auffrischungsimpfung und bei Grundimmunisierung im Erwachsenenalter wird die Titerkontrolle (Bestimmung der Menge an HBs-Antikörpern im Blut) nur mehr für Personen, die einer Risikogruppe angehören, allgemein empfohlen. Es kann jedoch jede/jeder, die/der über ihren/seinen Impfschutz informiert sein will, auf eigene Kosten eine Titerkontrolle durchführen lassen. Bei unzureichendem Impfschutz muss dann eine Auffrischungsimpfung verabreicht werden.
Personen, die auf die Impfung ansprechen, haben einen fast 100-prozentigen Impfschutz. Es können jedoch Impfversager vorkommen. Ob eine Hepatitis-B-Impfung erfolgreich verlaufen ist, kann durch eine Titerbestimmung überprüft werden. Die Impfung wird im Allgemeinen gut vertragen.
Postexpositionsprophylaxe
Die Übertragung einer Hepatitis B kann innerhalb der ersten Tage nach Kontakt mit dem Virus vermieden werden, wenn eine aktive und passive (Immunglobulin-)Impfung erfolgt. Diese sogenannte Postexpositionsprophylaxe sollte so früh wie möglich - am besten innerhalb von drei Tagen bis spätestens eine Woche - nach einem Risikokontakt erfolgen. Die passive Immunprophylaxe – gemeinsam mit der aktiven Schutzimpfung – wird auch für alle Neugeborenen infizierter (HBs-Antigen-positiver) Mütter innerhalb von zwölf Stunden nach der Geburt empfohlen, um die Übertragung einer HBV-Infektion zu verhindern.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.-Prof. Dr. Michael Gschwantler