Scharlach
Inhaltsverzeichnis
Streptokokken: Was ist das?
Streptokokken stellen eine große Gruppe von Bakterien dar. Es existieren zahlreiche Untertypen, die durch jeweils unterschiedliche Eigenschaften gekennzeichnet sind. Einige Streptokokkenarten leben ganz regulär im menschlichen Körper und sind zu einem großen Teil harmlos. Erst wenn sich die Streptokokken stark vermehren, kommt es zu Krankheitssymptomen.
Jede Gruppe der Streptokokken kann beim Menschen bestimmte Erkrankungen hervorrufen.
Streptokokken der Gruppe A - auch: Streptokokkus pyogenes - führen in erster Linie zu einer
- Rachenentzündung oder
- zu einer Mandelentzündung.
In bestimmten Fällen produzieren Gruppe-A-Streptokokken ein Gift bzw. Toxin. Dieses Gift zerstört die Blutgefäße und sorgt dafür, dass rote Blutkörperchen austreten. Dadurch kommt es zusätzlich zur Rachen- bzw. Mandelentzündung, auch zu Haut- und Schleimhautveränderungen und zum Krankheitsbild Scharlach.
Hinweis
Nicht jede Rachen- oder Mandelentzündung, die durch Gruppe-A-Streptokokken ausgelöst wird, ist Scharlach!
Gruppe-A-Streptokokken können auch zu anderen Infektionen führen, z.B.
- Nebenhöhlenentzündung,
- Mittelohrentzündung,
- Haut- und Weichteilinfektionen, z.B. Erysipel, Impetigo contagiosa.
Bei einer Streptokokkeninfektion können zudem weitere Folgeerkrankungen oder Komplikationen hinzukommen, wie z.B. Entzündung des Herzens, der Niere, rheumatisches Fieber etc.
Wie wird Scharlach übertragen?
Die Erreger werden durch das Einatmen infektiöser Tröpfchen beim Sprechen, Husten oder Niesen - sogenannte Tröpfcheninfektion - oder durch direkten Kontakt übertragen. In seltenen Fällen ist eine Ansteckung auch über verunreinigte Gegenstände, z.B. Spielsachen oder Besteck, möglich; man spricht dann von einer Schmierinfektion.
Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome - die sogenannte Inkubationszeit - beträgt meist nur ein bis drei Tage.
Eine Infektion mit Streptokokken kann unbehandelt bis zu drei Wochen ansteckend sein. Durch die entsprechende Therapie endet die Ansteckungsfähigkeit schon nach rund 24 Stunden.
Nach einer durchgemachten Infektion besteht eine bleibende Immunität gegen den jeweiligen Giftstoff - das Toxin -, der von den Bakterien gebildet wird. Aber: Die Bakterien bilden unterschiedliche Giftstoffe. Daher ist es möglich, mehrmals an Scharlach zu erkranken.
Hinweis
Eine Immunität schützt nicht vor der Infektion mit den Bakterien, sondern nur vor dem Hautausschlag, der durch das jeweilige Toxin verursacht wird. Immune Personen können daher die Erreger in sich tragen und an andere weitergeben, ohne selbst an Scharlach erkrankt zu sein.
Welche Symptome können auftreten?
Scharlach beginnt meist mit Schüttelfrost, hohem Fieber, geröteten Wangen, Halsschmerzen und Schluckproblemen. Vor allem bei Kindern sind auch Erbrechen und Bauchschmerzen möglich. Rachen- und Gaumenschleimhaut sind gerötet, die Mandeln sind entzündet. Später kommen meist eitrige Beläge dazu. Die Lymphknoten am Hals sind geschwollen.
Nach ein bis zwei Tagen bildet sich der typische blassrote bis hochrote, nicht juckende Hautausschlag. Er beginnt in den Beugefalten der Achsel und Leisten und breitet sich über den gesamten Körper aus. Nur das Mund-Kinn-Dreieck bleibt ausgespart, d.h., die oder der Erkrankte hat hochrote Wangen und ist um den Mund herum blass. Die Haut fühlt sich sandpapier- oder samtartig an. Die Zunge ist anfangs weißlich belegt, ab dem dritten bis vierten Krankheitstag stark gerötet mit kleinen Knötchen. Dies wird oft als Himbeerzunge bezeichnet.
Der Hautausschlag verblasst nach ein bis drei Wochen. Die Haut schält sich ab, insbesondere an den Handinnenflächen und den Fußsohlen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt stellt meist anhand des typischen Erscheinungsbildes fest, ob es sich um Scharlach handelt. Oft wird zusätzlich ein Rachenabstrich genommen und ein Streptokokken-A-Schnelltest durchgeführt. Das Ergebnis liegt nach wenigen Minuten vor.
Unter Umständen erfolgt zusätzlich eine Laboruntersuchung des Rachenabstriches, um die Diagnose letztlich abzusichern.
Hinweis
Scharlach gehört in Österreich zu den meldepflichtigen Erkrankungen. Das heißt, die Ärztin oder der Arzt meldet jede Scharlacherkrankung der Gesundheitsbehörde.
Wie erfolgt die Behandlung von Scharlach?
Scharlach wird mit Antibiotika - meist Penicillin - behandelt. Die Behandlungsdauer wird von der Ärztin oder vom Arzt verordnet. Sie muss unbedingt eingehalten werden, um Komplikationen zu verhindern.
Zusätzlich ist es wichtig, viel zu trinken. Bei Bedarf können fiebersenkende und schmerzlindernde Maßnahmen helfen. Bettruhe wird empfohlen.
Zwei bis drei Wochen nach einer Streptokokkeninfektion sollte eine gründliche ärztliche Nachuntersuchung mit Harnkontrolle und Abhören des Herzens erfolgen.
Achtung
Personen, die an Scharlach erkrankt sind, müssen den Kontakt zu anderen Personen vermeiden. Sie dürfen vorübergehend keine Gemeinschaftseinrichtungen, öffentliche Veranstaltungen etc. besuchen.
Welche Komplikationen können auftreten?
Bei Scharlach können verschiedene Komplikationen bzw. Folgeerkrankungen auftreten. Dazu zählen unter anderem:
- Abszess der Gaumenmandeln und des umliegenden Gewebes, sogenannter Peritonsillarabszess,
- Lungenentzündung,
- Entzündungen des Knochenmarkes,
- rheumatisches Fieber mit Entzündungen der Gelenke und des Herzens,
- Hirnhautentzündung,
- Nierenentzündung, sogenannte Glomerulonephritis,
- Wundscharlach, d.h., die Erreger dringen in Hautwunden ein und verursachen eine Infektion,
- Blutvergiftung bzw. toxisches Schocksyndrom.
Hinweis
Das Risiko für Komplikationen besteht vor allem dann, wenn keine entsprechende Behandlung mit Antibiotika erfolgt bzw. wenn die Antibiotikabehandlung vorzeitig abgebrochen wird.
Wie Sie Scharlach vorbeugen können
Es ist schwer, sich gegen Scharlach zu schützen, insbesondere bei Krankheitsausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen, z.B. im Kindergarten. Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht. Allgemeine Hygienemaßnahmen, z.B. gründliche Händehygiene, können das Ansteckungsrisiko senken.
Eine vorbeugende Behandlung von Kontaktpersonen ist nicht immer erforderlich. Sie wird in erster Linie für Personen empfohlen, die unter schweren Grunderkrankungen oder einer Immunschwäche leiden.
Wohin kann ich mich wenden?
Für die Abklärung und Behandlung von Scharlach wenden Sie sich an
- eine Ärztin oder einen Arzt für Allgemeinmedizin,
- eine Fachärztin oder einen Facharzt für Kinderheilkunde,
- eine Fachärztin oder einen Facharzt für HNO-Heilkunde.
Achtung
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie oder Ihr Kind an Scharlach erkrankt sind, informieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt unbedingt vorab telefonisch, um den Kontakt mit anderen Personen in Warteräumen zu vermeiden!
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 31. August 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: a.o.Univ.Prof. Dr. Andreas Böck, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde