Gicht: Ursachen, Vorbeugung & Symptome
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen gibt es?
Harnsäure ist ein Stoffwechselprodukt, das beim Abbau von Purinen entsteht. Purine fallen einerseits während des normalen Zellstoffwechsels im Körper an und werden andererseits auch mit der Nahrung aufgenommen. Nach Umwandlung in Harnsäure erfolgt die Ausscheidung hauptsächlich über die Nieren.
Normalerweise besteht zwischen Bildung und Ausscheidung von Harnsäure ein Gleichgewicht. Zu einem Anstieg der Konzentration im Blut (Hyperurikämie) kommt es, wenn die Nieren weniger Harnsäure ausscheiden oder wenn mehr Harnsäure anfällt, als ausgeschieden werden kann. Eine wichtige Ursache für einen erhöhten Harnsäurespiegel ist purin- bzw. eiweiß- und fruktosereiche Ernährung. Dazu gehören v.a. folgende Nahrungsmittel:
- Innereien,
- fette, geräucherte Fisch-, Fleisch- und Wurstwaren,
- Krusten- und Schalentiere,
- fruktosereiche Nahrungsmittel und Getränke.
- Auch alkoholische Getränke, v.a. Bier (auch alkoholfreies) und Spirituosen, wirken sich ungünstig aus. Alkohol verringert die Ausscheidung von Harnsäure über die Niere. Außerdem bewirkt der Abbau des Alkohols eine Übersäuerung des Bluts, wodurch die Löslichkeit von Harnsäure herabgesetzt wird und Harnsäurekristalle leichter ausfallen.
- Weiters können Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht – speziell eine Kombination dieser vier Komponenten („metabolisches Syndrom“), Krebserkrankungen oder Nierenerkrankungen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente und z.B. Chemotherapie den Harnsäurespiegel in die Höhe treiben.
Welche vorbeugenden Maßnahmen gibt es?
Die erbliche Veranlagung zu Hyperurikämie ist weit verbreitet. Allerdings muss es trotzdem nicht zwangsläufig zur Erkrankung bzw. zu einem Gichtanfall kommen. So bekommen nur rund zehn Prozent der Menschen mit erhöhtem Harnsäurespiegel zumindest einmal im Leben einen Gichtanfall. Meist wirken äußere Faktoren, wie falsche Ernährung, Übergewicht oder mangelnde Bewegung, als Auslöser. Daher kann jeder Mensch selbst sein Erkrankungsrisiko beeinflussen. Besonders wichtig sind folgende Maßnahmen:
- Gesundheitsfördernde Ernährung: Dabei ist insbesondere auf die vermehrte Aufnahme purinfreier oder zumindest purinarmer Nahrungsmittel zu achten. Dazu gehören v.a.: Gemüse, Obst (vorzugsweise mit niedrigem Fruktosegehalt), fettarme Milch und Milchprodukte, Eier sowie Getreide und Getreideprodukte.
- Regelmäßige Bewegung, aber körperliche Extremleistungen und Überanstrengungen meiden,
- Normalgewicht anstreben, aber extreme Gewichtsabnahmen (z.B. Nulldiät oder radikales Fasten) meiden,
- Alkohol nur in geringen Mengen.
Durch konsequente Einhaltung dieser Maßnahmen können auch bereits leicht erhöhte Werte gesenkt und der Entstehung einer Gicht vorgebeugt werden. Reduzieren Sie Ihren Fleischwaren- und Innereienkonsum und vermeiden Sie üppige eiweißreiche Mahlzeiten.
Welche Symptome können auftreten?
Gicht entwickelt sich meist über mehrere Jahre. Unterschieden werden im Verlauf vier Krankheitsstadien. Die Phase, in der sich ein erhöhter Harnsäurewert im Blut entwickelt, ohne dass sich jedoch Symptome zeigen, wird als asymptomatische Hyperurikämie bezeichnet. Typische Gicht-Symptome machen sich erst dann bemerkbar, wenn der Harnsäurespiegel weiter angestiegen ist und ein Gichtanfall auftritt.
Stadium I: Asymptomatische Hyperurikämie
Die Hyperurikämie zeichnet sich durch erhöhte Harnsäurewerte im Blut und Gewebeablagerungen aus. Da keine Krankheitsbeschwerden vorhanden sind, wird in diesem Stadium die Krankheit meist zufällig im Rahmen einer Laboruntersuchung (z.B. Vorsorgeuntersuchung) festgestellt.
Stadium II: Akute Gicht
Der erste Gichtanfall tritt zumeist nach mehreren Jahren mit erhöhten Harnsäure-Werten auf, wobei das Risiko mit steigenden Werten steigt. Der Anfall beginnt häufig nachts oder in den frühen Morgenstunden, ausgelöst z.B. durch reichhaltiges Essen, hohen Alkoholkonsum, ungewohnte Anstrengung, strenges Fasten, bestimmte Medikamente (z.B. Diuretika, Acetylsalicylsäure, Ciclosporin A) oder eine Infektionskrankheit. In den meisten Fällen ist das Großzehengrundgelenk betroffen, seltener das Sprung-, Knie- oder Handgelenk oder auch ein Schleimbeutel. Folgende Beschwerden am betroffenen Gelenk sind typisch für einen Gichtanfall:
- sehr starke Schmerzen und extreme Berührungsempfindlichkeit,
- Rötung, Schwellung und Überwärmung.
Unbehandelt klingen Entzündung und Schmerzen innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Die Haut über dem betroffenen Gelenk juckt und schält sich ab.
Stadium III: Zwischen zwei Gichtanfällen
Ohne Behandlung wiederholen sich Gichtanfälle in unregelmäßigen Abständen. Mit zunehmender Häufigkeit dauern sie länger und sind stärker ausgeprägt. Zwischen den Gichtanfällen ist die Patientin/der Patient beschwerdefrei. Die Harnsäurespiegel bleiben jedoch erhöht, und die Ablagerungen in Geweben können weiter zunehmen.
Stadium IV: Chronisch tophöse Gicht
Besteht eine Hyperurikämie bzw. Gichterkrankung über viele Jahre (chronische Gicht), können sich Harnsäurekristalle in sogenannten Gichtknoten („Tophi“) ablagern, z.B. unter der Haut oder in Gelenksnähe an Händen und Füßen. In der Niere können aus Harnsäureablagerungen Nierensteine entstehen. Unterschieden werden je nach Lokalisation verschiedene Formen der chronischen Gicht:
- Gelenkgicht: Mehrere Gelenke sind betroffen, Gelenkschäden machen sich durch Schmerzen bei Bewegung und Bewegungseinschränkungen bemerkbar.
- Weichteilgicht: Harnsäurekristalle lagern sich unter der Haut ab, z.B. am Ohrknorpel oder über Gelenken, Sehnenscheiden und Schleimbeuteln, v.a. an Händen, Ellbogen und Füßen. Dabei entstehen Knötchen mit weißen Flecken (Tophi).
- Nierengicht: Harnsäurekristalle lagern sich in den Nieren ab und bilden Nierensteine – auch ohne Gelenkgicht und häufig bereits vor dem ersten Gichtanfall. Die Nierenfunktion wird zunehmend beeinträchtigt, im schlimmsten Fall kann es zum Nierenversagen kommen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 19. März 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Dr.in Judith Sautner, Ärztin für Allgemeinmedizin, Fachärztin für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Rheumatologie)