Depression: Was ist das?
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Depression?
Eine Depression ist eine psychische Erkrankung. Bei dieser kommt es vor allem zu einer auffallend gedrückten Stimmung, Verlust an Interessen sowie einer Verminderung des Antriebs für die Bewältigung des Alltags. Auch Gefühllosigkeit, Erschöpfung, Sorgen und Ängste können auftreten.
Wie häufig ist eine Depression?
Laut Depressionsbericht 2019 des BMSGPK erkranken 6,5 Prozent der Erwachsenen in Österreich einmal an einer depressiven Erkrankung. Frauen sind mit 6,8 Prozent etwas häufiger betroffen als Männer mit 6,3 Prozent. Es ist allerdings möglich, dass verschiedene Faktoren diese Statistik beeinflussen. So suchen Frauen zum Beispiel bei psychischen Problemen häufiger Hilfe als Männer.
Welche Folgen kann eine Depression haben?
Menschen mit einer Depression sind häufig in ihrem Alltagsleben beeinträchtigt. Eine Depression kann das Wohlbefinden und Selbstwertgefühl in hohem Ausmaß beeinträchtigen und starken Leidensdruck hervorrufen.
Bei Menschen mit einer Depression kommt es auch häufig zu weiteren psychischen Erkrankungen. Dazu zählen:
- vor allem Suchterkrankungen sowie Angststörungen
- Essstörungen
- Zwangsstörungen
- somatoforme Störungen
- Persönlichkeitsstörungen
Menschen mit einer Depression und einer weiteren psychischen Erkrankung haben ein erhöhtes Risiko für einen chronischen Verlauf sowie Suizid. Allgemein ist das Risiko für Suizid bei einer Depression erhöht.
Menschen mit einer Depression haben auch ein erhöhtes Risiko für körperliche Erkrankungen bzw. einen schlechteren oder chronischen Verlauf von diesen. Dies betrifft z.B. Herzerkrankungen sowie Kreislauferkrankungen oder Rückenschmerzen. Auch die Lebenserwartung ist reduziert: um ca. sieben bis 14 Jahre.
Welche Symptome können bei einer Depression auftreten?
Eine Depression kann sich je nach betroffener Person unterschiedlich äußern. Zu den wichtigsten Merkmalen zählen:
- Gedrückte Stimmung
- Geringer Antrieb, etwas zu tun
- Rasche Ermüdbarkeit
- Verlust an Interessen und Freude
- Gefühl der inneren Leere
- Probleme, sich zu konzentrieren
- Geringes Selbstvertrauen
- Innere Unruhe, z.B. aufgewühlt und unruhig sein
- Schuldgefühle
- Intensive Zukunftsängste
- Probleme mit dem Schlafen, z.B. beim Durchschlafen
- Wenig oder kein Appetit, Verlust von Gewicht oder keine Kontrolle über die Zufuhr von Essen bzw. eventuell Gewichtszunahme
- Verlangsamte Bewegungen
- Suizidgedanken
Die Fachwelt spricht von einer Depression, wenn mehrere dieser Kennzeichen über mindestens zwei Wochen andauern und den Alltag beeinträchtigen.
Im Rahmen einer Depression kommt es im Allgemeinen zu negativen Erwartungen und Bewertungen – bezogen auf alle wichtigen Lebensbereiche. Diese Erwartungen und Bewertungen betreffen das eigene Selbstbild, persönliche Erfahrungen mit anderen Menschen sowie negative Erwartungen an die Zukunft.
Es ist möglich, dass es zu psychotischen Symptomen kommt – vor allem bei schweren Depressionen. Dabei treten Wahnideen auf, z.B. die Überzeugung, verarmt oder innerlich tot zu sein. Es kann auch zu Halluzinationen kommen.
Auch weitere körperliche Beschwerden können bei einer Depression auftreten. Dazu zählen z.B.:
- Kraftlosigkeit bzw. Abgeschlagenheit
- Druckgefühl im Magen, Durchfall oder Verstopfung
- Kopfschmerzen oder andere Schmerzen
- Kloßgefühl im Hals
- Verspannte Muskulatur
- Herzrasen
- Atemnot
- Probleme mit dem Sehen
- Schwindel
- Nachlassendes bzw. fehlendes sexuelles Interesse
- Menstruationsstörungen
- Sexuelle Funktionsstörungen
Bei älteren Menschen stehen oft nicht ganz eindeutige Symptome im Vordergrund. Zu diesen können zählen:
- Reizbarkeit
- Ängste, Wahnideen wie Verarmungswahn
- Misstrauen
- geistige Abwesenheit
- Nachlassen von kognitiven Fähigkeiten, bis hin zu einer sogenannten Pseudodemenz
- sozialer Rückzug oder
- unterschiedliche körperliche Beschwerden
Nähere Informationen zu Depressionen im Kindesalter sowie bei Jugendlichen finden Sie unter Depressionen und bipolare Störung bei Kindern & Jugendlichen.
Hinweis
Es ist wesentlich, körperliche Ursachen für Symptome auszuschließen.
Wie entsteht eine Depression?
Die Fachwelt konnte bis jetzt noch keine eindeutige Erklärung dafür finden, wie Depressionen entstehen. Sie geht davon aus, dass mehrere Faktoren bei der Entstehung einer Depression zusammenwirken können.
Nach dem sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modell treten Depressionen auf, wenn:
- ein erhöhtes Risiko vorliegt und
- psychosoziale sowie körperliche Auslöser hinzukommen.
Welche Risikofaktoren für eine Depression gibt es?
Folgende Faktoren gehen mit einem erhöhten Depressionsrisiko einer:
- Andere psychische Störungen, vor allem Angststörungen, Suchterkrankungen sowie Persönlichkeitsstörungen
- Traumata: zum Beispiel Missbrauch, Vernachlässigung, Krieg, Gewalt
- Einsamkeit bzw. soziale Isolation
- Aktuelle Belastungen im Leben: zum Beispiel Beziehungskrisen, Trennungen, Trauer, berufliche Schwierigkeiten, Diagnose einer schweren Erkrankung
- Dauerhafter Stress
- Burnout
- Chronische Erkrankungen
- Adipositas
- Hormonelle Umstellungen: zum Beispiel in der Pubertät, während der Schwangerschaft, im Wochenbett oder in der Perimenopause
- Weibliches Geschlecht
- Genetische Neigung: zum Beispiel Depressionen in der Familie – vor allem bei Angehörigen ersten Grades
- Höheres Alter
- Diskriminierung
- Zugehörigkeit zu einer Minderheit
- Armut
- Rauchen
- Bewegungsmangel
Manche Menschen reagieren möglicherweise auf Lichtmangel in der kalten Jahreszeit mit einer depressiven Verstimmung. Bei schweren körperlichen Erkrankungen ist das Risiko aufgrund damit einhergehender psychischer Belastungen für eine Depression erhöht.
Auch nach einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder etwa einer Krebserkrankung kann es zu einer Depression kommen. Zudem kann eine Schilddrüsenunterfunktion Symptome verursachen, die einer Depression ähnlich sind.
Die Fachwelt forscht, inwiefern veränderte Funktionen von Botenstoffen im Gehirn, z.B. Serotonin oder Noradrenalin, bei der Entstehung von Depressionen eine Rolle spielen. Fachleute untersuchen zudem, zu welchen Änderungen im Gehirn oder des Hormonsystems es bei einer Depression kommen könnte. So kann es zum Beispiel zu einer Erhöhung des Hormons Cortisol kommen.
Welche Schutzfaktoren vor einer Depression gibt es?
Folgende Faktoren können das Risiko, an einer Depression zu erkranken, senken:
- Soziale sowie emotionale Unterstützung
- Kompetenzen für den Alltag: zum Beispiel Gesundheitskompetenz, Medienkompetenz oder Fähigkeiten, den Alltag sowie Probleme zu bewältigen
- Gesunder Lebensstil: gesunde Bewegung – vor allem im Freien, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, keine Suchtmittel einnehmen
Welche Rolle spielt das Geschlecht?
Fachleute gehen etwa davon aus, dass u.a. unterschiedliche Arten, mit Problemen umzugehen, sowie Rollenbilder der Gesellschaft mögliche Faktoren sind, bei denen das Geschlecht eine Rolle bei der Entwicklung einer Depression spielen könnte. Die Fachwelt arbeitet noch an einem Modell, das Unterschiede in der Entstehung von Depressionen bei Frauen und Männern umfassend erklärt.
Menschen, die eine andere Geschlechtsorientierung oder sexuelle Orientierung aufweisen, haben ein höheres Risiko für Depressionen. Die Fachwelt geht davon aus, dass dabei Erfahrungen von Diskriminierung sowie gesellschaftlicher Ausgrenzung eine Rolle spielen.
Welche Formen von Depression gibt es?
Meist verlaufen Depressionen episodenhaft ab. Das bedeutet: Es kommt zu zeitlich begrenzten Phasen der Erkrankung. Dabei können folgende Formen bzw. Verläufe auftreten:
- Depressive Episode mit vollständiger Remission: Eine depressive Episode, die mit der Zeit endet. Es kommt in der darauffolgenden Zeit zu keinen Beschwerden.
- Depressive Episode mit unvollständiger Remission: Darunter verstehen Fachleute ebenso eine depressive Episode, die mit der Zeit endet. Es bleiben jedoch Restsymptome zurück. Dies erhöht das Risiko für eine neuerliche depressive Episode.
- Dysthymie: Mindestens zwei Jahre lang bestehen Symptome einer Depression. Diese sind jedoch nicht so ausgeprägt wie bei einer herkömmlichen depressiven Episode.
- Saisonale Depression (SAD): Diese Form der Depression tritt saisonal vor allem in der dunklen Jahreszeit auf. Es gibt jedoch auch Menschen, die sich im Sommer depressiver als im Winter fühlen.
Informationen zu Depressionen nach einer Geburt finden Sie unter Wochenbettdepression.
Kommt es abwechselnd zu depressiven und sogenannten hypomanischen oder manischen Episoden, spricht die Fachwelt von einer Bipolaren Störung. Sind solche Episoden leichter ausgeprägt, handelt es sich um eine sogenannte Zyklothymie.
Wie verläuft eine Depression?
Eine Depression kann einmalig stattfinden und dann abklingen. Kommt es öfter zu depressiven Episoden, spricht die Fachwelt von einer rezidivierenden Depression. Bei ungefähr 40 bis 60 Prozent der betroffenen Personen kommt es zu einem Rückfall. Fachleute sprechen von einem Rückfall oder Rezidiv, wenn es nach einer symptomlosen Zeit innerhalb von sechs Monaten wieder zu Beschwerden kommt.
Mit jeder weiteren depressiven Episode steigt das Risiko für einen Rückfall um weitere 16 Prozent. Das Risiko für einen Rückfall sinkt, je länger eine depressive Episode ausbleibt. Meist kommt es im Verlauf zu depressiven Episoden, die wiederkehren und sich mit beschwerdefreien Phasen abwechseln. Die Episoden können unterschiedlich stark sein.
Eine chronische Depression dauert länger als zwei Jahre.
Wie kann man einer Depression vorbeugen?
Ein sicherer Schutz vor Depressionen ist kaum möglich. Man kann jedoch Schutzfaktoren stärken. Diese können unterstützen, schwierige Situationen im Leben besser zu bewältigen und das Risiko für eine Depression zu senken. Zu solchen Schutzfaktoren zählen z.B.:
- Kompetenzen für den Alltag stärken: zum Beispiel Gesundheitskompetenz, Medienkompetenz oder Fähigkeiten, den Alltag sowie Probleme zu bewältigen,
- gesunder Lebensstil: gesunde Bewegung – vor allem im Freien, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, keine Suchtmittel einnehmen,
- Entspannung fördern,
- Abbau von Stress,
- ausgeglichene Gefühlswelt,
- soziale Unterstützung,
- soziales Engagement.
Sich frühzeitig bei psychischen Problemen oder Lebenskrisen Hilfe zu holen, kann sich ebenso vorbeugend auf Depressionen auswirken.
Es ist möglich, Rückfällen einer Depression zum Beispiel durch eine Langzeitbehandlung mit Medikamenten oder einer längeren Psychotherapie vorzubeugen. Nähere Informationen finden Sie unter Depression: Diagnose und Therapie.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 2. Februar 2024
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Priv.-Doz. Dr. Martin Aigner, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie, Facharzt für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Spezialisierung in fachspezifischer psychosomatischer Medizin; sowie durch pro mente Wien Peerberatung & Selbsthilfegruppen