Laktoseintoleranz
Inhaltsverzeichnis
Laktose: Was ist das?
Laktoseintoleranz: Was ist das?
Die Laktoseintoleranz ist eine Zuckerverwertungsstörung: Die Laktose wird nur unzureichend gespalten und gelangt „unverdaut“ bis in den Dickdarm. Dort wird sie von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren und Darmgasen zerlegt. Das verursacht unterschiedliche Beschwerden.
Grund für die mangelnde oder fehlende Aufspaltung der Laktose ist meist eine verminderte Aktivität des Enzyms Laktase oder sind Schäden im Dünndarm. Bei vielen Betroffenen besteht noch eine Restaktivität des Enzyms Laktase. Das bedeutet, sie vertragen kleinere Mengen an Laktose, ohne Beschwerden zu bekommen.
Hinweis
Die Laktoseintoleranz ist keine Allergie, sondern eine Unverträglichkeit. Bei einer Milchallergie hingegen reagieren die Betroffenen nicht auf den Milchzucker, sondern auf das Milch-Eiweiß allergisch: Bereits nach kleinsten Mengen Milch oder Milchprodukten können dann allergische Reaktionen auftreten.
Welche Ursachen hat eine Laktoseintoleranz?
Eine Laktoseintoleranz kann genetisch bedingt sein. Sehr selten ist es ein angeborener Enzymmangel, die Alaktasie. Häufiger ist eine genetisch bedingte verminderte Enzymaktivität, die Hypolaktasie. Diese entsteht allmählich und tritt in der Jugend oder im Erwachsenenalter auf. Selten sind Kinder unter fünf Jahren von einer Laktoseintoleranz betroffen.
Eine Laktoseintoleranz kann auch als Folge einer anderen Erkrankung auftreten: Das sind insbesondere Erkrankungen des Darms, z.B. Zöliakie, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Magen-Darm-Infekte. Aber auch bei Erkrankungen der Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse oder chronischem Alkoholmissbrauch kann es zu einer vorübergehenden Laktoseintoleranz kommen. Wird die zugrundeliegende Erkrankung gut therapiert, kann diese Laktoseintoleranz wieder von selbst verschwinden.
Welche Symptome können auftreten?
Folgende Beschwerden können bei einer Laktoseintoleranz auftreten:
- aufgeblähter Bauch, starke Blähungen,
- Völlegefühl,
- Unterbauchschmerzen,
- Krämpfe,
- Durchfall,
- sehr selten eventuell auch Übelkeit, Erbrechen oder Verstopfung.
Die Beschwerden treten zirka eine halbe Stunde nach dem Verzehr laktosehaltiger Nahrungsmittel auf. Am stärksten sind sie nach etwa eineinhalb bis zwei Stunden.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt informiert sich in einem ausführlichen Gespräch über die Beschwerden (Anamnese). Hilfreich ist es, wenn vorab von den Betroffenen ein Ernährungs- und Symptomtagebuch geführt wird. So wird deutlich, welche Beschwerden, nach welchen Nahrungsmitteln und in welchem zeitlichen Abstand auftreten. Auch bei einem nachgewiesenen Laktasemangel können die Betroffenen vollkommen beschwerdefrei sein. Im Mittelpunkt der Diagnose stehen daher die Beschwerden.
Bei Verdacht auf eine Laktoseintoleranz wird in der Regel der Wasserstoff-H2-Atemtest angewendet: Wird Laktose im Dünndarm nicht ausreichend gespalten, entsteht im Dickdarm u.a. Wasserstoff (H2). Diesen kann man in der Atemluft messen: Zuerst wird der Atem nüchtern untersucht, dann nach Gabe einer bestimmten Menge an Laktose. Bei der Laktoseintoleranz ist der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft erhöht.
Hinweis
Der früher meist eingesetzte Laktosetoleranztest ist wenig zuverlässig. Deshalb wird er überwiegend durch den Wasserstoff-Atemtest ersetzt.
Besteht der Verdacht auf eine andere Erkrankung wie eine chronisch entzündliche Darmerkrankung oder Zöliakie, muss diese abgeklärt werden. Die Ärztin oder der Arzt wird Ihnen dazu gegebenenfalls eine Überweisung ausstellen.
Wie erfolgt die Behandlung einer Laktoseintoleranz?
Abhängig von der individuellen Verträglichkeit der Laktose sollte die Ernährungsweise im Alltag angepasst werden. Meist muss langfristig auf eine laktosereduzierte Ernährung umgestiegen werden.
Die Umstellung der Ernährung kann nach einem Drei-Stufen-Plan erfolgen:
- Laktosezufuhr beschränken: In dieser Phase wird mit einer gemüsebetonten Mischkost die Zufuhr an Laktose deutlich eingeschränkt. Die Kost wird so zusammengestellt, dass sie möglichst lange im Magen bleibt. Das verbessert die Verträglichkeit der Laktose. Produkte wie lange gereifter Käse, Hartkäse oder Butter können auch weiterhin gegessen werden. Ziel dieser Phase ist eine bestmögliche Verminderung der Beschwerden. Dauer 10 bis 14 Tage.
- Testphase: In der Testphase werden nach und nach kleine Mengen an Laktose in der Nahrung wieder eingeführt und gesteigert. So wird die individuelle Verträglichkeit der Betroffenen festgestellt. Ziel der Testphase ist es, die Nahrungsauswahl so gut es geht zu erweitern. Dauer einige Wochen.
- Ernährung im Alltag: Die Ernährung ist auf die Person abgestimmt und orientiert sich an der individuellen Verträglichkeit. Diese angepasste Ernährung soll dann in den Alltag eingegliedert werden. Ziel ist die Symptomfreiheit der Betroffenen mit hoher Lebensqualität, bedarfsdeckender Nährstoffzufuhr und maßvollem Laktoseverzehr.
Hinweis
Ob Präparate mit dem Enzym Laktase, Prä-, Pro- oder Synbiotika die Verdauung der Laktose unterstützen, ist unklar: Ihre Wirksamkeit ist wissenschaftlich noch wenig belegt.
Kalzium und Vitamin D
Milch und Milchprodukte sind wichtige Quellen für Kalzium und Vitamin D. Bei einer Laktoseintoleranz ist es wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr an Kalzium sowie Vitamin D zu achten. Unter Umständen kann unter dem Milchverzicht dafür die Einnahme von Kalzium- oder Vitamin-D-Präparaten erforderlich sein.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Kalzium und Vitamin D.
Wie viel Laktose ist in Lebensmitteln?
Laktosefrei sind alle Lebensmittel, die keinerlei Milch oder Milchprodukte enthalten. Das sind u.a.:
- Tierische Lebensmittel, z.B. Ei, Fleisch (Rind, Schwein, Kalb, Pute, Huhn, Schaf etc.), Schinken, Roastbeef, Wurstwaren, Fisch natur, Meeres- und Krustentiere.
- Getreide- und Kartoffelprodukte, z.B. Kartoffeln, Reis, Polenta, Getreide (Roggen, Gerste, Hafer, Weizen, Hirse, Dinkel), Brot und Gebäck ohne Milch, Zwieback, Teigwaren.
- Gemüse und Obst, z.B.: Gemüse natur, Salate mit Essig-Öl-Marinaden, Obst sowie Obst- und Gemüsesäfte.
- Marmeladen, Honig, Zucker, Fruchtsirup.
- Sojaprodukte, z.B. Sojamilch, Sojamilchdessert, Sojajoghurt, Sojaeis, Tofu.
- Pflanzliches und laktosefreies Milchpulver.
- Alle Pflanzenöle, milchfreie Margarinen.
- Milchfreie Getränke, z.B. Kaffee, Tee, Kakaopulver.
Fast laktosefrei (unter ein Gramm Laktose/100 Gramm) sind z.B. Butter, Reis-, Kokos- und Hafermilch, Hart-, Schnitt- und Weichkäse.
Mittleren Laktosegehalt (ein bis 4,5 Gramm Laktose/100 Gramm) haben z.B. Topfen, Hüttenkäse, Sauermilch, Sauerrahm, Buttermilch.
Höheren bzw. hohen Laktosegehalt (über 4,5 Gramm Laktose/100 Gramm) haben z.B. Milch von Kuh, Ziege, Schaf, Stute, Molke, Trinkkakao, Kondensmilch und Kaffeeobers.
Quelle: Laktose-Gehalt: Verband der Diaetologen Österreichs.
„Versteckte“ Laktose
Laktose kann in verarbeiteten Produkten als Zutat oder Hilfsstoff vorkommen. Darunter fallen z.B. Brioche, Kuchen, Torten, Kartoffelpüree und andere Fertigprodukte, diverse Saucen u.v.m. Bei einer Intoleranz sollten daher Zutaten- oder Nährstofflisten hinsichtlich Milchbestandteilen und den Begriffen „Laktose“ oder „Milchzucker“ beachtet werden.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Angabepflichtige Allergie- und Unverträglichkeitsauslöser (auch Laktose).
Hinweis
Medikamente, z.B. Tabletten, können Laktose enthalten: Allerdings in so geringen Mengen, dass es nur sehr selten zu Beschwerden kommt. Bei einer Intoleranz können laktosehaltige Medikamente im Regelfall normal eingenommen werden.
Was beeinflusst die Verträglichkeit von Laktose?
Die Verträglichkeit der Laktose hängt nicht nur von der aufgenommenen Menge an Laktose ab, sondern auch von z.B. der Verweildauer des Speisebreis im Magen. Je länger das Essen im Magen bleibt, umso besser ist Laktose verträglich.
- Das verbessert die Verträglichkeit: Gleichzeitig verzehrtes Fett, Eiweiß und Ballaststoffe verlängern die Verweildauer der Nahrung im Magen.
- Das verschlechtert die Verträglichkeit: Hohe Mengen an Stärke oder Zucker verkürzen die Verweildauer der Nahrung im Magen.
Wohin kann ich mich wenden?
Wenn Sie Beschwerden in Verbindung mit Nahrungsmitteln haben, können Sie sich zur Abklärung an folgende Stellen wenden:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin,
- Fachärztin oder Facharzt für Innere Medizin (Spezialgebiet Gastroenterologie),
- Fachärztin oder Facharzt mit Spezialisierung in Allergologie,
- Allergieambulatorium,
- Diätologin oder Diätologe,
- Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Ernährungsberatung und -therapie.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A bis Z
sowie über die Online-Services und Formulare der Sozialversicherung.
In Zusammenarbeit mit FruLak & Co. – Patienteninitiative Fruktose-, Laktose-, Histamin-Intoleranz, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Ernährung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 24. November 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof.in Dr.in Erika Jensen-Jarolim, Fachärztin für Pathophysiologie, Fachärztin für Klinische Immunologie, Spezialisierung in Allergologie