Blinddarmentzündung
Inhaltsverzeichnis
Basis-Info: Blinddarm & Wurmfortsatz
Der Blinddarm ist ein Abschnitt des Dickdarmes. An seinem Ende befindet sich ein kleines Anhängsel, der sogenannte Wurmfortsatz bzw. Appendix. Bei einer Blinddarmentzündung entzündet sich eigentlich nicht der gesamte Blinddarm, sondern nur der Wurmfortsatz. Man spricht daher auch von einer Appendizitis bzw. einer Wurmfortsatzentzündung.
Der Wurmfortsatz ist ein enger, etwa zehn Zentimeter langer Schlauch. Er ist an einem Ende mit dem Blinddarm verbunden und am anderen Ende verschlossen. Innen ist er mit einer Schleimhaut ausgekleidet. Der Wurmfortsatz zählt zu den sogenannten lymphatischen Organen, das heißt, er hilft bei der Abwehr von Krankheitserregern, vor allem in der Kindheit. Im Verdauungsprozess erfüllt er keine Aufgabe.
Blinddarm und Wurmfortsatz liegen im rechten Unterbauch.
Welche Ursache hat eine Blinddarmentzündung?
Eine eindeutige Ursache für eine Blinddarmentzündung ist nicht bekannt. Folgende Faktoren können eine Entzündung begünstigen:
- Verstopfung des Wurmfortsatzes, z.B. durch Kotsteine,
- abknicken des Wurmfortsatzes, z.B. wenn er ungünstig liegt,
- anschwellen des Gewebes im Rahmen einer Immunreaktion, z.B. bei Infekten, Infektionskrankheiten,
- in seltenen Fällen können auch Fremdkörper, z.B. Obstkerne, sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Tumore oder ein Wurmbefall eine Blinddarmentzündung begünstigen.
Welche Symptome können auftreten?
Typische Beschwerden einer Blinddarmentzündung sind:
- Bauchschmerzen: diese beginnen oft in der Nabelgegend und ziehen später in die rechte untere Bauchregion,
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit, Erbrechen,
- Verstopfung oder - seltener - leichter Durchfall,
- eventuell leichtes Fieber.
Die Beschwerden beginnen meist plötzlich und nehmen im Laufe einiger Stunden zu. Zur Linderung der Bauchschmerzen nehmen die Betroffenen typischerweise eine Schonhaltung ein und liegen mit angezogenen Beinen im Bett. Sie vermeiden das Gehen, weil jede Erschütterung Schmerzen verursacht. Das Hüpfen auf dem rechten Bein ist typischerweise nicht möglich.
Hinweis
Nicht immer sind die Beschwerden so eindeutig. Kinder und ältere Menschen haben mitunter nur sehr milde Symptome. Schwangere klagen bei einer Blinddarmentzündung oft über Schmerzen im Oberbauch.
Welche Komplikationen können auftreten?
Wird eine Blinddarmentzündung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, sind mitunter gefährliche Komplikationen möglich. Dazu zählen:
- Abszessbildung: Wenn sich durch die Entzündung im Wurmfortsatz eine Eiterhöhle bzw. ein Abszess bildet, spricht man auch von einer komplizierten Appendizitis. Es besteht die Gefahr, dass die Entzündung den Wurmfortsatz zerstört. Dies wird als Blinddarmdurchbruch bzw. Perforation oder destruktive Appendizitis bezeichnet. In der Folge gelangen Kot, Wundsekret, Bakterien und Eiter in die Bauchhöhle und können eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung verursachen.
- Bauchfellentzündung: Das Bauchfell kleidet die Bauch- und die Beckenhöhle aus. Eine Entzündung kann je nach Ausdehnung lebensbedrohlich sein und stellt immer einen medizinischen Notfall dar. Mögliche Warnzeichen sind eine harte Bauchdecke, Blässe, schneller Puls, kalter Schweiß, Benommenheit bis hin zu Bewusstseinsverlust. Die Bauchfellentzündung wird auch als Peritonitis bezeichnet. Mehr zum Thema: Bauchfellentzündung
Hinweis
Wenn eine Blinddarmentzündung durchbricht, können die zuvor starken Bauchschmerzen plötzlich nachlassen. Dies kann zu einer Fehleinschätzung der Situation führen. Nach einiger Zeit nehmen die Beschwerden jedoch wieder zu, und der Allgemeinzustand der oder des Betroffenen verschlechtert sich.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt stellt die Diagnose einer Blinddarmentzündung in erster Linie durch eine genaue Anamnese und eine körperliche Untersuchung. Sie oder er tastet den Bauch sorgfältig ab. Wenn der Bauch bei der Untersuchung an bestimmten Stellen besonders schmerzt, kann das ein Hinweis auf eine Blinddarmentzündung sein. Oft besteht ein Druckschmerz im rechten Unterbauch und ein Klopf- und Loslassschmerz auf der Gegenseite.
Vor allem bei Kindern untersucht die Ärztin oder der Arzt auch den Hals und die Ohren und hört den Brustkorb ab, um andere Erkrankungen auszuschließen. Unter Umständen wird das Kind zudem gebeten, auf einem Bein zu hüpfen. Die Ärztin oder der Arzt beobachtet das Kind während der Untersuchungen genau, um abschätzen zu können, wie stark es durch die Beschwerden beeinträchtig ist und wie wahrscheinlich eine Blinddarmentzündung ist.
Die Diagnose einer Blinddarmentzündung ist nicht immer einfach zu stellen, weil die Symptome nicht immer eindeutig sind, insbesondere bei Kleinkindern. Zur Absicherung werden daher gegebenenfalls zusätzlich folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Temperaturmessung unter der Achsel und rektal: ein Unterschied von mehr als 1° Celsius zwischen beiden Messungen kann ein Hinweis sein.
- Untersuchung des Harns, um einen Harnwegsinfekt oder eine Nierenerkrankung auszuschließen.
- Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes.
- CT- oder MRT-Untersuchung des Bauchraumes.
- Blutuntersuchung: diese kann zeigen, ob eine Entzündung im Körper vorhanden ist.
Im Zweifel muss die oder der Betroffene in ein Krankenhaus aufgenommen und alle zwei bis vier Stunden erneut untersucht werden.
Wie wird eine Blinddarmentzündung behandelt?
In den meisten Fällen wird der entzündete Wurmfortsatz chirurgisch entfernt. Die Operation dauert rund 20 Minuten und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Sie kann mithilfe einer Bauchspiegelung - einer sogenannten Laparoskopie - oder als offene Operation - eine sogenannte Laparotomie - durchgeführt werden. Die Operation findet in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach der Diagnose statt. Zusätzlich erhält die Patientin oder der Patient Antibiotika.
Meist ist nur ein kurzer Krankenhausaufenthalt nötig. Eine rechtzeitig vorgenommene Blinddarmoperation ist heutzutage ein Routineeingriff mit einer sehr geringen Komplikationsrate.
Muss eine Blinddarmentzündung immer operiert werden?
Verschiedene Studien haben untersucht, ob eine alleinige Behandlung mit Antibiotika eine Alternative zur Operation sein kann. Die Studien haben gezeigt, dass eine Behandlung mit Antibiotika einem Großteil der Patientinnen und Patienten mit einer unkomplizierten Blinddarmentzündung helfen kann. In einigen Studien kam auch heraus, dass Antibiotikabehandlung und Operation bezüglich der Komplikationsrate etwa gleich sicher sind. Allerdings: Bei einer alleinigen Antibiotikabehandlung ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Entzündung später erneut auftritt. Die Operation führt mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer dauerhaften Heilung. Die Operation gilt daher heute als die Standardbehandlung der akuten Blinddarmentzündung.
Eine alleinige Behandlung mit Antibiotika wird manchmal durchgeführt, wenn z.B. eine Operation aufgrund anderer Erkrankungen nicht möglich ist oder sehr riskant wäre.
Wohin kann ich mich wenden?
Bei Verdacht auf eine akute Blinddarmentzündung wenden Sie sich an
- eine Ärztin oder einen Arzt für Allgemeinmedizin,
- eine Ärztin oder einen Arzt für Kinder- und Jugendheilkunde.
In Akutsituationen wählen Sie den Notruf 144 oder wenden Sie sich an die nächste Notfallambulanz.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 28. Juni 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: a.o.Univ.Prof. Dr. Andreas Böck, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde