Magengeschwür & Zwölffingerdarmgeschwür
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursachen hat ein Magen- oder ein Zwölffingerdarmgeschwür?
Bei den Geschwüren handelt sich um abgegrenzte entzündliche Defekte in der Schleimhaut, die in tiefere Schichten der Magen- bzw. Darmwand reichen. Ihr Durchmesser kann von wenigen Millimeter bis zu mehr als drei Zentimeter betragen. Für die Entstehung von Ulzera werden v.a. folgende Faktoren verantwortlich gemacht:
- Infektion mit Helicobacter pylori (H.p.): Dieses Bakterium bildet Enzyme, welche die Zellen der Magenschleimhaut schädigen können. Die Infektion erfolgt meist von Mensch zu Mensch, selten durch kontaminierte Nahrungsmittel und Trinkwasser. Sie wird meist schon in der Kindheit erworben.
- Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente: nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie z.B. Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen) über einen längeren Zeitraum.
- Andere Erkrankungen: z.B. Zollinger-Ellison-Syndrom (tumorbedingte Überproduktion des Hormons Gastrin, das die Magensäureproduktion anregt).
Meist ist das gleichzeitige Vorliegen mehrerer Faktoren für die Entstehung eines Magengeschwürs (Ulcus ventriculi) oder eines Zwölffingerdarmgeschwürs (Ulkus duodeni) erforderlich. Begünstigende Faktoren sind u.a.:
- Genetische Veranlagung zu einem empfindlichen Magen (familiäre Häufung, Blutgruppe 0).
- Psychosozialer Stress, Belastungen und Konflikte: fördern u.a. die Erhöhung der Magensaftproduktion.
- Ungesunder Lebensstil: v.a. übermäßiger Konsum von Alkohol, Kaffee und Nikotin.
- Chronische Gastritis.
- Höheres Lebensalter.
Das Geschwür kann allein oder mehrfach vorkommen. Treten über Jahre immer wieder Ulzera auf, handelt es sich um eine sogenannte chronisch-rezidivierende Ulkuskrankheit.
Welche Symptome können auftreten?
Beide Ulkus-Erkrankungen können über einen längeren Zeitraum unentdeckt bleiben, wenn die Beschwerden nicht eindeutig bzw. sehr gering ausgeprägt sind. Folgende Symptome können auf ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür hinweisen:
- Schmerzen im Oberbauch: krampfartig, drückend, dumpf, kneifend oder stechend, oft zur linken Körperseite hin ausstrahlend. Häufig steht der Schmerz in direkter Beziehung zur Nahrungsaufnahme. Beim Magengeschwür verschwinden die Schmerzen nach dem Essen für ein paar Stunden.
- Schmerzen während der Nacht:
- Hungerschmerz: besonders bei nüchternem Magen, typisch für das Zwölffingerdarmgeschwür.
- Frühschmerz: v.a. direkt nach dem Essen, typisch für Geschwüre im Magenkörper
- Spätschmerz: am stärksten ein bis drei Stunden nach dem Essen, vorwiegend bei Geschwüren des Magenpförtners und in seiner unmittelbaren Umgebung. - Unverträglichkeit bzw. Abneigung im Zusammenhang mit bestimmten Speisen: insbesondere solchen, welche die Magensaftproduktion stark anregen (z.B. Alkohol, Wein, Kaffee, scharfe Gewürze, fette Speisen, Gebackenes).
- Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust.
Etwa jedes zehnte Geschwür beginnt in unterschiedlichem Ausmaß zu bluten. Diese Blutungen sind oft kaum erkennbar, können jedoch ernsthafte Folgen nach sich ziehen, z.B.:
- Wiederholte kleine Sickerblutungen: können zu Eisenmangel und Blutarmut mit allgemeiner Abgeschlagenheit und blasser Hautfarbe führen.
- Stärkere Blutungen: äußern sich in Form von schwarzem, klebrigem Stuhlgang („Teerstuhl“) oder Bluterbrechen (Hämatemesis) und können mitunter zu lebensbedrohlichen Schockzuständen führen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
In der Anamnese fragt die Ärztin/der Arzt nach aktuellen Beschwerden, nach früheren Ulkusschüben und deren Therapie sowie nach den Lebensgewohnheiten etc. Es folgt eine körperliche Untersuchung, u.a. das Abtasten des Bauches. Weiters wird eine Spiegelung von Magen und Dünndarm (Gastroduodenoskopie) vorgenommen, meist mit Entnahme einer Gewebeprobe. Diese ermöglicht v.a. die Abklärung einer Infektion mit Helicobacter pylori (gegebenenfalls gemeinsam mit einem sogenannten Urease-Schnelltest) und den Ausschluss einer bösartigen Erkrankung.
Im Rahmen der Spiegelung können auch Blutungen gestillt werden. Weiters wird die Blutungsaktivität eines Geschwürs bestimmt und anhand eines Blutbildes abgeklärt, ob eine Blutarmut vorliegt.
Wie erfolgt die Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren?
Mehr als ein Drittel der Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre bildet sich von selbst zurück, insbesondere wenn schleimhautschädigende Faktoren vermieden werden. Dazu zählen v.a. Alkohol, Rauchen und Stress. Hilfreich ist auch das Erlernen eines besseren Umgangs mit Stress. Nähere Informationen finden Sie unter Stressmanagement. Weiters empfiehlt sich leicht verdauliche Kost in mehreren kleinen Mahlzeiten. Pflanzliche Präparate (Phytotherapeutika) können Symptome lindern. Gegebenenfalls kann auch eine psychotherapeutische Behandlung unterstützend wirken.
Medikamentöse Therapie
Ziele der Therapie sind rasche Schmerzbefreiung, Ulkusheilung und Rezidivprophylaxe.
Verringerung der Magensäure
Für die Verdauung wird Magensaft produziert. Dieser ist eine sehr saure Flüssigkeit, enthält eiweißzersetzende Substanzen und kann die entzündete Schleimhaut zusätzlich schädigen. Um die Abheilung von Geschwüren zu forcieren, stehen zur Verringerung der Magensäure verschiedene Substanzgruppen zur Verfügung. Heute kommen fast ausschließlich Protonenpumpenhemmer zum Einsatz.
- Protonenpumpenhemmer (PPI) (z.B. Esomeprazol, Pantoprazol, Lansoprazol, Rabeprazol): vermindern die Magensäuresekretion.
- Histamin-H2-Antagonisten (z.B. Ranitidin, Famotidin, Nizatidin, Roxatidin): vermindern ebenfalls, aber schwächer, die Magensäureproduktion.
- Antazida: neutralisieren die bereits gebildete Magensäure.
- Schutzfilmbildner (z.B. Alginate, Sucralfat): überziehen die Magenschleimhaut oder den Speisebrei mit einem Film, der vor der aggressiven Magensäure schützt.
Magenschutz
Falls Medikamente (z.B. zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung) für die Entstehung der Geschwüre (mit-)verantwortlich sind, besteht die Behandlung im Absetzen der auslösenden Wirkstoffe. Hier ist zu prüfen, ob neuere magenverträglichere Substanzen eingesetzt werden können. Ist dies nicht möglich oder für sich allein nicht ausreichend, kommen Medikamente zur Verminderung der Magensäureproduktion (Protonenpumpenhemmer) zum Einsatz.
Abtötung der Helicobacter-pylori-Bakterien
Bei bis zu 80 Prozent der Patientinnen/Patienten tritt innerhalb eines Jahres erneut ein Ulkus auf, wenn zur Heilung des vorangegangenen Geschwürs lediglich säuresekretionshemmende Pharmaka eingesetzt wurden. Im Mittelpunkt einer Ulkusbehandlung mit Helicobacter-Nachweis steht daher die Abtötung der Helicobacter-pylori-Bakterien (Eradikation). Hierdurch wird nicht nur das aktuelle Geschwür geheilt, sondern auch eine effektive Prophylaxe betrieben.
Empfohlen wird die Kombination eines Protonenpumpenhemmers mit drei Antibiotika, üblicherweise über einen Zeitraum von zwei Wochen. Hiermit kann die Infektion in 85 bis 100 Prozent der Fälle erfolgreich behandelt werden. Nur weniger als ein Prozent der Betroffenen infiziert sich binnen eines Jahres erneut mit Helicobacter pylori. Die Heilung der Infektion ist also in der Regel dauerhaft.
Bei einem Magengeschwür werden im Anschluss über mehrere Wochen weiter PPI verabreicht. Der Therapieerfolg der wird nach einigen Wochen im Rahmen einer erneuten Magen-Darm-Spiegelung kontrolliert. Ist der Effekt unzureichend, wird die PPI-Therapie intensiviert und verlängert. Normalerweise wird die Heilung von Magen- bzw. Zwölffingerdarmgeschwüren innerhalb von vier bzw. acht Wochen erreicht. Magengeschwüre, die nach sechs Monaten nicht abgeheilt sind, werden operiert.
Welche Komplikationen können auftreten?
Im Allgemeinen haben Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre eine günstige Prognose. Allerdings können verschiedene Komplikationen auftreten. Dazu gehören v.a.:
- blutendes Ulkus,
- Durchbruch des Ulkus in den Bauchraum,
- Einbrechen des Ulkus in benachbarte Organe,
- narbige Verengung des Magenausgangs.
Die Therapie richtet sich nach der vorliegenden Komplikation und ihrem Schweregrad. Sie reicht von endoskopischen Eingriffen über Angiographien bis zu Notfalloperationen und medikamentöser Behandlung.
Was kann ich selbst tun?
- Alkohol, Nikotin und Koffein vermeiden.
- Auf Magen reizende und individuell nicht gut verträgliche Speisen und Getränke verzichten. Nähere Informationen finden Sie in der Broschüre „Magen, Darm, Galle & Co – Bedarfsgerechte Ernährung“ der Österreichische Gesundheitskasse.
- Magenschädigende Medikamente nach ärztlicher Rücksprache gegebenenfalls absetzen.
- Stresssituationen meiden, Stressbewältigungsmechanismen erlernen, regelmäßig Entspannungsübungen durchführen.
- Verordnete Medikamente regelmäßig und für die angesetzte Dauer der Behandlung einnehmen, um den Erfolg zu gewährleisten.
Wohin kann ich mich wenden?
Zur Abklärung von Magen- bzw. Verdauungsbeschwerden können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
- Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Alle notwendigen und zweckmäßigen Therapien werden von den Krankenversicherungsträgern übernommen. Grundsätzlich rechnet Ihre Ärztin/Ihr Arzt bzw. das Ambulatorium direkt mit Ihrem Krankenversicherungsträger ab. Bei bestimmten Krankenversicherungsträgern kann jedoch ein Selbstbehalt für Sie anfallen (BVAEB, SVS, SVS, BVAEB).
Sie können allerdings auch eine Wahlärztin/einen Wahlarzt (d.h. Ärztin/Arzt ohne Kassenvertrag) oder ein Privatambulatorium in Anspruch nehmen. Nähere Informationen finden Sie unter Kosten und Selbstbehalte.
Wenn ein Krankenhausaufenthalt erforderlich ist
In manchen Situationen kann zur Behandlung eines Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwürs ein Krankenhausaufenthalt erforderlich sein. Dabei wird über die Krankenhauskosten abgerechnet. Von der Patientin/dem Patienten ist pro Tag ein Kostenbeitrag zu bezahlen. Die weitere medikamentöse Behandlung zu Hause erfolgt per Rezept durch die Hausärztin/den Hausarzt bzw. durch die Fachärztin/den Facharzt.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Was kostet ein Spitalsaufenthalt?
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Prim. Dr. Rainer Schöfl, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Endokrinologie u. Stoffwechselerkr.), Zusatzfach Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie)