Ernährung älterer Menschen
Inhaltsverzeichnis
Wie erfolgt der Alterungsprozess?
Der Alterungsprozess jedes Menschen ist individuell. Personen ab einem Alter von 65 Jahren zählen zu den älteren Menschen und werden wie folgt eingeteilt:
- 65- bis 74-Jährige: junge, aktive Seniorinnen/Senioren
- 75- bis 89-Jährige: Betagte und Hochbetagte
- 90- bis 99-Jährige: Höchstbetagte
- 100-Jährige: Langlebige, Hundertjährige
Dabei ist die Gruppe 65 plus auch in Hinblick auf den Gesundheitszustand, die Selbstständigkeit und die eventuelle Pflegebedürftigkeit sehr unterschiedlich. Eine ausgewogene Ernährung sowie die Auswahl von Lebensmitteln mit einer hohen Nährstoffdichte sind für diese Altersgruppe besonders wichtig.
Welche körperlichen Veränderungen treten bei älteren Menschen auf?
Die körperlichen Veränderungen hängen u.a. von der genetischen Veranlagung und der Lebensweise (z.B. Sport, Rauchen und Ernährungsgewohnheiten) ab. Zu den körperlichen Veränderungen zählen u.a.:
- Änderung der Körperzusammensetzung (weniger Muskeln, höherer Fettanteil, weniger Körperwasser und dadurch Verringerung des Grundumsatzes),
- Änderung des Gewichts (v.a. bei hochbetagten Menschen kann es zu Gewichtsverlust kommen),
- abnehmender Energiebedarf, aber gleichbleibender (oder steigender) Nährstoffbedarf,
- abnehmendes Durstempfinden,
- veränderter Geschmacks- und Geruchssinn,
- verminderter Appetit,
- abnehmende Kauleistung und eventuelle Schluckstörungen,
- verlangsamte Verdauung und Neigung zu Verstopfung,
- Veränderungen im Magen-Darm-Trakt (manche Lebensmittel werden nicht mehr so gut vertragen).
Weitere Informationen erhalten Sie unter Ernährung und Alterungsprozess.
Welche Rolle spielen Adipositas, Mangelernährung und Co. im Alter?
Adipositas
Aufgrund des verlangsamten Stoffwechsels, der durch die Veränderungen in der Körperzusammensetzung (u.a. Abnahme der Muskelmasse, Zunahme der Fettmasse) bedingt ist, neigen jüngere Seniorinnen/Senioren häufiger zu Übergewicht. Doch Vorsicht: Auch übergewichtige Menschen können Nährstoffmängel aufweisen.
Hinweis
Übergewicht gilt im Allgemeinen als Gesundheitsrisiko. Bei älteren Menschen kann leichtes bis mittleres Übergewicht einen gesundheitlichen Nutzen haben. Denn: Im Falle einer Erkrankung oder Phasen mit geringer Nahrungsaufnahme kann der Energiebedarf durch die vorhandenen Fettreserven gedeckt werden. Ein höherer BMI ist somit bei älteren Menschen wünschenswert. In diesem Zusammenhang spricht man vom „Obesity Paradox“.
Mangelernährung
Ältere Seniorinnen/Senioren sind häufiger von Mangelernährung und Untergewicht betroffen. Die Gründe dafür sind u.a. Probleme des Alterns wie nachlassender Appetit, veränderte Sinneswahrnehmungen und Kauschwierigkeiten. Dabei wird unter Mangelernährung die unzureichende Zufuhr von Energie, Eiweiß und/oder anderen Nährstoffen, meist erkennbar am (ungewollten) Gewichtsverlust, verstanden. Diese tritt bei vielen älteren Menschen (v.a. bei Menschen mit Pflegebedarf) auf. Zu den Folgen von Mangelernährung und Untergewicht im Alter zählen:
- körperliche, geistige und psychische Beeinträchtigung (z.B. Kauprobleme, Verwirrtheit, verzögerte Wundheilung und Sturzgefahr bzw. verminderte Mobilität),
- geschwächtes Immunsystem,
- verzögerte Genesung nach Erkrankungen.
Hinweis
Untergewicht, welches oft auf fehlende Muskelmasse zurückzuführen ist, ist ebenso ungesund wie starkes Übergewicht. Denn bei Untergewicht steigt die Gefahr von Infektionskrankheiten, wodurch es zu weiterem Gewichtsverlust kommen kann. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle ist daher wichtig. Das Gewicht ist allerdings mit Vorsicht zu beurteilen, da es alleine betrachtet nicht viel über den Gesundheitszustand der alten (geriatrischen) Patientinnen/Patienten aussagt.
Sarkopenie (Muskelschwund), Kachexie und „Frailty“
Mit zunehmendem Alter nimmt – häufig in Verbindung mit wenig Bewegung – die Muskelmasse ab. Dadurch kommt es auch zu einem Verlust an Kraft. Dieser Abbau wird Sarkopenie (Muskelschwund) genannt.
Neben der Sarkopenie tritt auch häufig eine Kachexie auf. Darunter wird eine krankhafte Abmagerung verstanden. Die Kachexie ist u.a. charakterisiert durch ungewollten Gewichtsverlust mit Abnahme von Fett und Muskelmasse, Müdigkeit, Schwäche und fehlendem Appetit.
Der Begriff „Frailty“ bedeutet übersetzt „Verletzbarkeit“ und bezeichnet ein Syndrom älterer Menschen. Im Zuge dessen kommt es zu Gewichtsverlust, geringer Ausdauer und Schwäche. Zudem sind Müdigkeit und langsames Gehen typische Symptome.
Auf welche Nährstoffe sollte im Alter besonders geachtet werden?
Vitamine und Mineralstoffe tragen zur Aufrechterhaltung der Körperfunktionen bei und müssen dem Körper in ausreichender Menge über die Nahrung zugeführt werden. Einigen von ihnen kommt mit zunehmendem Alter eine besondere Bedeutung zu. Hierzu zählen u.a.:
Worauf sollten ältere Menschen und deren Angehörige achten?
Im Alter kommt es zu zahlreichen körperlichen Veränderungen. Um dennoch ausreichend mit Energie und Nährstoffen versorgt zu sein, können u.a. folgende Tipps helfen:
- Nährstoffdichte Lebensmittel bevorzugen. Hierzu zählen Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte (eventuell die fettarme Variante).
- Regelmäßiger Verzehr von fettreichem Seefisch (z.B. Lachs, Makrele) und hochwertigen, pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl).
- Fleisch und Wurstwaren in Maßen genießen (ca. dreimal pro Woche).
- Fett- und zuckerreiche Lebensmittel und Getränke nur selten konsumieren.
- Sparsamer Umgang mit Salz und salzreichen Lebensmitteln. Das gilt besonders bei bestehendem Bluthochdruck (Hypertonie). Stattdessen Kräuter und Gewürze verwenden.
- Nährstoffschonende Zubereitungsarten wählen (z.B. Dämpfen, Dünsten).
- Ausreichend trinken (ca. 1,5 Liter pro Tag): Geeignet sind etwa Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie stark verdünnte Obst- oder Gemüsesäfte.
- Getränke bewusst in den Alltag einbauen und trinken, bevor der Durst kommt (z.B. zu jeder Mahlzeit Wasser oder ungezuckerten Tee trinken).
- Alkohol nur selten konsumieren!
- Individuelle Anpassung der Kost bei ernährungsabhängigen Erkrankungen gemeinsam mit einer Diätologin/einem Diätologen.
Hinweis
Viele Menschen leiden im Alter vermehrt an Verstopfung. Durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr, die Erhöhung des Ballaststoffanteils der Nahrung (z.B. durch Vollkornprodukte sowie reichlich Obst und Gemüse) und altersentsprechende Bewegung kann einer Darmträgheit vorgebeugt werden. Bei anhaltender Verstopfung sollte eine Ärztin/ein Arzt aufgesucht werden.
Weitere Informationen finden Sie unter:
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 28. September 2020
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Verband der Diätologen Österreichs