Babys und Kleinkinder: Gesunder Schlaf & Schlafprobleme
Inhaltsverzeichnis
Wie viel Schlaf brauchen Babys und Kleinkinder?
Babys passen sich in den ersten Lebensmonaten bis Ende des ersten Lebensjahres erst nach und nach an den Tag-Nacht-Wechsel an. In der Anfangsphase schlafen Säuglinge unregelmäßig, und die Schlafenszeiten pendeln sich langsam ein. Frühgeborene oder etwa Säuglinge nach Sauerstoffmangel benötigen dafür meist längere Zeit. Auch die Schlafstadien entwickeln sich nach und nach. Schlafen Babys mit sechs Monaten noch ca. 14 Stunden pro Tag, sind es bei Kleinkindern mit drei Jahren ca. zwölf Stunden am Tag.
In den ersten drei Lebensjahren treten Schlafzeiten von bis zu zwei Stunden noch am Vormittag und am frühen Nachmittag auf. Danach verschwinden meist die morgendlichen Schlafzeiten. Der Nachmittagsschlaf bleibt oft noch bis zum Schulalter erhalten.
Wie kann man guten Schlaf beim Baby unterstützen?
Folgende Maßnahmen können dabei unterstützen, dass das Baby gut schläft:
- Aufregende Beschäftigungen vor dem Schlafen legen vermeiden.
- Das Baby ins Bett legen, wenn es müde erscheint.
- Gemeinsames Entwickeln einer Routine für das Einschlafen.
- Wenn das Baby einmal zwischendurch wach im Bett liegt, muss es nicht sofort hochgenommen werden. Kein Licht oder keine Bildschirme einschalten. Sie können sich zum Beispiel dazusetzen, seine Hand halten oder es am Kopf streicheln. So spürt das Baby: Sie sind da.
- Nächtliches Aufwachen bedeutet nicht immer Hunger. Wenn Hunger oder Durst eher unwahrscheinlich sind, Nahrungszufuhr nicht nachdrücklich anbieten. Gesunde Säuglinge über sechs Monate benötigen meist in der Nacht keine Mahlzeit.
- Voraussetzung für einen guten und gesunden Schlaf ist ein geregelter Tagesablauf mit ausreichend körperlicher Betätigung. So weit wie möglich einen Tagesrhythmus pflegen bzw. in diesen mit der Zeit hineinkommen: Essen, Schlafen oder Spazierengehen etc.
- Eltern fragen sich manchmal, ob man ein Baby in der Nacht schreien lassen soll. Das sollte man nicht tun. Ein Baby benötigt, wenn es schreit oder weint, Trost und Geborgenheit. Es kann sich noch nicht allein selbst beruhigen. Helfen Sie ihm stattdessen, sich zu beruhigen, sodass es das nach und nach selber lernen kann. Die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, unterstützt Kleinkinder dabei, einen gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus zu entwickeln.
Hinweis
Wenn es Ihnen selbst einmal zu viel wird: Legen Sie das Kind sicher in sein Bett, und verlassen Sie kurzzeitig den Raum, um wieder durchzuatmen. Niemals dürfen Sie das Kind schütteln! Das ist lebensgefährlich. Nähere Informationen und Ansprechstellen für Hilfe finden Sie in der Broschüre der Frühen Hilfen Österreichs „Wenn Babys weinen: Wie beruhige ich mein Kind“ (in mehreren Sprachen) sowie im Video der Frühen Hilfen Deutschland „Niemals schütteln!“ (in mehreren Sprachen).
Was soll man für einen sicheren Schlaf des Babys tun?
Folgende Maßnahmen sind für einen sicheren Schlaf bei Babys wesentlich:
- Das Baby immer auf den Rücken und ohne Kopfkissen hinlegen.
- Eine feste Schlafunterlage mit Spanntuch, keine anderen losen Bettwaren wie Decken, Schaffelle, Kuscheltieren usw. verwenden – nichts, was das Gesicht abdecken kann. Keine Kordeln oder Schnüre.
- Einen Schlafsack statt einer Decke verwenden.
- Eine luftdurchlässige Matratze verwenden.
- Eine Raumtemperatur von 16 bis 18 Grad ist empfehlenswert.
- Das Baby möglichst im eigenen Bett im Schlafzimmer der Eltern schlafen lassen. Das Schlafzimmer sollte rauchfrei sein, am besten die ganze Wohnung.
Weitere Informationen über den Schlaf von Babys und Kleinkindern, unter anderem zu Schlafrhythmus, Schlafroutine sowie sicherem Schlafen finden Sie in der Broschüre der BZgA „Kurz.Knapp. Materialien für Eltern von Babys (0−1 Jahr) und Kleinkindern (1−3 Jahre)“ (in mehreren Sprachen).
Wie kann man guten Schlaf beim Kleinkind unterstützen?
Folgende Maßnahmen helfen, dass ein Kleinkind gut schläft:
- Tagsüber viele Möglichkeiten zum Spielen und Bewegung an der frischen Luft schaffen.
- Regelmäßiger Tagesablauf: Zeiten für Essen, Schlafen, Spielen etc.
- Man sollte vor dem Schlafengehen aufregende Aktivitäten und Aktivitäten vor einem Bildschirm (wie Computerspiele oder Fernsehen) vermeiden.
- Möglichst feste Zeiten zum Schlafengehen und Aufstehen; es kann auch manchmal Ausnahmen geben, z.B. im Urlaub. Dann braucht es jedoch meist wieder eine Umgewöhnungszeit an den Alltag.
- Im Bett etwa nicht fernsehen oder spielen. Das Bett sollte für „Schlafengehen“ stehen.
- Persönliche Gestaltung von Ritualen für das Schlafengehen. Diese sollten auch Freude bereiten, zum Beispiel eine Lieblingsgeschichte vorlesen.
- Zeichen von Müdigkeit aufgreifen, und das Kind ins Bett bringen. Diese Anzeichen können sich von Kind zu Kind unterscheiden: zum Beispiel Stirnrunzeln, Weinen, verkrampfte Hände, Gähnen, Ziehen an den Ohren usw.
Schlafstörung bei Babys und Kleinkindern: Was ist das?
Manche Babys gewöhnen sich rasch an einen Rhythmus von Tag und Nacht, andere brauchen dafür länger. In den ersten drei Lebensmonaten ist häufiges Aufwachen normal. Von einer Schlafstörung sprechen Fachleute erst, wenn die Schlafprobleme längere Zeit anhalten:
- Das Baby oder Kleinkind schläft lange nicht ein. Es wacht häufig auf und ist dann nicht leicht zu beruhigen.
- Es findet nur schwer in einen Schlaf-Wach-Rhythmus.
- Oder es kommt öfter vor, dass das Kind fast gar nicht oder besonders viel schläft.
Liegen Schlafstörungen bei Säuglingen vor, können sich auch andere Schwierigkeiten zeigen. Zum Beispiel übermäßiges Schreien, vor allem in den ersten Lebensmonaten. Auch Fütterungsstörungen können auftreten. Dabei kann es sich auch um eine sogenannte Regulationsstörung handeln. Das bedeutet: Der Säugling hat Probleme, sein Verhalten zu regulieren. Zudem kommt es zu Anpassungsschwierigkeiten von Eltern und Kind aneinander. Eltern fällt es dann oft schwer, die Signale des Kindes zu deuten.
Bei Kleinkindern kann es zudem etwa zu Albträumen oder Schlafwandeln kommen. Auch der sogenannte Nachtschreck kann auftreten. Fachleute sagen dazu „Pavor nocturnus“. Dabei wachen die Kinder plötzlich schreiend oder weinend auf. Nach einiger Zeit beruhigen Sie sich, und am nächsten Tag können sich an nichts erinnern.
Welche Ursachen können Schlafstörungen bei Babys und Kleinkindern haben?
Die Ursachen für Schlafstörungen bei Säuglingen und Kleinkinder sind vielfältig. Zu diesen zählen:
- Ungünstige Schlafgewohnheiten
- Körperliche Probleme, zum Beispiel Unreife bei Frühgeborenen, Behinderungen oder Erkrankungen wie Asthma sowie zerebrale Lähmung
- Bettnässen
- Psychische Belastungen
Wo finde ich Hilfe, wenn mein Kind Schlafprobleme hat?
Wenn Ihr Baby oder Kleinkind über längere Zeit deutliche Probleme beim Schlafen hat, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. Die Kinderärztin oder der Kinderarzt klärt dann ab, welche Ursachen die Schlafprobleme haben können. Ein Schlaftagebuch oder Schlafprotokoll kann helfen, den Schlafrhythmus genauer zu beleuchten und die Behandlung von Schlafproblemen zu unterstützen. Besteht der Verdacht auf eine Schlafstörung oder eine andere Erkrankung, können weitere Untersuchungen notwendig sein. Die Kinderärztin oder der Kinderarzt überweist bei Bedarf an andere Stellen, zum Beispiel an eine spezialisierte Ambulanz. Sie oder er kann Sie auch darüber informieren, was für einen gesunden Schlaf Ihres Kindes wichtig ist.
Liegt eine Grunderkrankung, Entwicklungsverzögerung oder Behinderung vor, kommt eine passende Behandlung sowie Unterstützung und Förderung zum Einsatz.
Handelt es sich um eine Schlafstörung ohne organische Ursache, kann die Kinderärztin oder der Kinderarzt unterschiedliche Therapiemaßnahmen vorschlagen. Dazu zählen:
- Aufklärung über die Schlafstörung und mögliche Ursachen
- Aufklärung über gesunden sowie guten Schlaf und was dafür unterstützend ist
- Psychotherapie, angepasst an das jeweilige Alter – zum Beispiel mit Ansätzen aus der kognitiven Verhaltenstherapie; manchmal auch gemeinsam in der Familie
Nur in sehr ausgewählten Fällen und nach gründlicher Abwägung von Nutzen und Risiko verschreibt die Kinderärztin oder der Kinderarzt möglicherweise Medikamente für einen besseren Schlaf. Die Kinderärztin beziehungsweise der Kinderarzt klärt Sie dann über die jeweiligen Wirkstoffe sowie Anwendung, Wirkung und mögliche Nebenwirkung auf.
Wenn Sie die Situation selbst sehr belastet, können Sie zum Beispiel die Frühen Hilfen (Informationen in mehreren Sprachen für Eltern von Kindern von 0 bis 3 Jahren) kontaktieren. Oder Sie wenden sich an eine Familienberatungsstelle. Diese Ansprechstellen helfen unkompliziert weiter, was Sie in dieser Situation unterstützen kann.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 17. Mai 2023
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr.in Beate Priewasser, Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin