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Armplexusparese

Bei einer Armplexusparese ist ein Arm, manchmal auch die Hand teilweise oder komplett gelähmt. Sie wird auch als Armlähmung oder Plexuslähmung bezeichnet. Zusätzlich können die Betroffenen im erkrankten Körperteil Gefühlsstörungen haben. Eine Armplexusparese entsteht, wenn jene Nervenfasern, die die Schulterregion, den Arm und die Hand versorgen, geschädigt werden. Häufige Ursachen für eine Schädigung des Armplexus ist eine Verletzung bei einem Verkehrsunfall oder bei der Geburt. Oft erholen sich die Nerven nach einiger Zeit wieder von selbst. Selten ist eine Operation notwendig. Beschwerden und bleibende Schäden wie Gelenksversteifungen können mithilfe von Physiotherapie gelindert werden.

Was ist der Armplexus?

Grafik Armplexus
© Alila Medical Media

Die Nervenfasern für Arme und Schultern liegen in einem Nervengeflecht im seitlichen Hals- und Schulterbereich. Von dort ziehen die einzelnen Nervenfasern zu den Schultern, Armen und Händen. Fachleute bezeichnen dieses Nervengeflecht als „Armplexus“ oder „Plexus Brachialis“.

Damit Schultern, Arme und Hände bewegt werden können, müssen die Muskeln Informationen vom Gehirn erhalten. Diese erhalten sie über die sogenannten "motorischen Nervenfasern". Gefühlsreize wie Schmerz, Berührung, Wärme oder Kälte werden von den Armen und Schultern über die sensiblen Nervenfasern zum Gehirn weitergeleitet. Im Armplexus kommen beide Nervenfaserarten vor.

Wie entsteht eine Armplexusparese?

Werden die Nervenfasern des Armplexus geschädigt, kommen die Informationen aus dem Gehirn nicht mehr in den Muskeln an. Dann können Schultern und Arme, manchmal auch die Hände nicht so gut oder gar nicht mehr bewegt werden. Sind die sensiblen Nervenfasern betroffen, haben die Betroffenen Probleme beim Wahrnehmen von Gefühlsreizen. Man bezeichnet dies auch als Sensibilitätsstörungen. In den meisten Fällen sind nur jene Nerven betroffen, die Schulter und Arme versorgen. Fachleute bezeichnen dieses Krankheitsbild als obere Armplexuslähmung oder „Erb’sche Lähmung“. Sind die Hände betroffen, sprechen sie von einer unteren Armplexusparese oder einer „Klumpke-Lähmung

Welche Ursachen gibt es?

Zu einer Armplexusparese kommt es, wenn die Nervenfasern des Armplexus überdehnt, gequetscht oder zerrissen werden. Dazu kann es unter anderem durch folgende Ursachen kommen: 

  • Geburtstrauma: Bei etwa jeder tausendsten Geburt werden die Nervenfasern des Plexus brachialis verletzt. Meist werden diese dabei nur stark überdehnt, und die Beschwerden bessern sich nach einigen Wochen oder Monaten wieder. Wenn die Nervenfasern gerissen sind, bleiben die Beschwerden bestehen. Dann ist eine Operation notwendig. 
    Zu einer Verletzung des Armplexus kann es durch eine sogenannte Schulterdystokie während der Geburt kommen. Dabei bleibt die Schulter des Babys am Ende des Geburtsvorgangs im Becken der Mutter hängen. Es kommt zum Geburtsstillstand, und dem Kind droht ein Sauerstoffmangel. Zudem kann dabei auch der Armplexus verletzt werden. Auch für die Mutter kann eine Schulterdystokie gefährlich werden. Mit speziellen Handgriffen können erfahrene Geburtshelfer die Schulter des Kindes befreien und so die Geburt möglichst rasch beenden. 
    Risikofaktoren für eine Schulterdystokie und damit für eine Armplexusparese sind:
  • Geburtsgewicht über 4.000 Gramm
  • Diabetes mellitus der Mutter
  • Schmales Becken der Mutter
  • Beckenendlage
  • Geburt mithilfe einer Saugglocke oder einer Zange
  • Unfall, bei dem ein Arm gezerrt oder die Schulter verletzt wird. Dazu kann es beispielsweise bei einem Unfall mit dem Motorrad oder bei Kontaktsportarten wie Fußball, Rugby oder Boxen kommen. 
  • Entzündungen, die beispielsweise durch Herpes-simplex-Viren oder Epstein-Barr-Viren verursacht wurden. 
  • Krebs: Beispielsweise kann Brust- oder Lungenkrebs in den Plexus brachialis einwachsen und diesen zerstören. 
  • Strahlentherapie: Beispielsweise bei der Therapie von Brustkrebs.

Welche Symptome können auftreten?

Je nachdem welche Nervenfasern geschädigt wurden, haben die Betroffenen unterschiedliche Symptome.

 Die häufigsten Symptome sind:

  • Lähmungserscheinungen: Wurden die motorischen Nervenfasern geschädigt, kann es zu einer Lähmung von unterschiedlichen Muskeln am Arm und an der Hand kommen. Der betroffene Arm kann gelähmt oder auch nur schwächer sein. Dabei kann nur der Ober- oder Unterarm oder der ganze Arm betroffen sein. Je nachdem welche Nervenfasern geschädigt wurden, kann auch die Hand mitbetroffen sein.
  • Gefühlsstörungen: Wurden sensible Nervenfasern geschädigt, können die Betroffenen ein taubes Gefühl im betroffenen Arm haben und Reize wie Berührung, Wärme oder Kälte nicht spüren.
  • Muskelschwund: Dauert die Lähmung an, wird der betroffene Arm immer dünner. Grund dafür ist, dass die inaktiven Muskeln mit der Zeit abgebaut werden.
  • Schmerzen im betroffenen Arm.

Geburtstraumatische Plexusparese 

Wurde der Armplexus bei der Geburt verletzt, fällt den Fachleuten meist gleich die auffällige Haltung des betroffenen Arms auf: Dieser hängt schlaff herunter und ist nach innen gedreht. Zudem kann er nicht abgespreizt oder angewinkelt werden. Manchmal ist zusätzlich auch die Haltung der Hand und Finger verändert. Bei manchen Kindern ist der betroffene Arm auch nur schwächer.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Treten Symptome einer Armplexusparese auf, sollten die Betroffenen möglichst bald eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Wird diese früh genug behandelt, ist die Chance gut, dass sich die Beschwerden bessern. Oft kann die Ärztin oder der Arzt schon aufgrund der vorhandenen Symptome die Diagnose stellen.

Nach einer ausführlichen Anamnese wird die oder der Betroffene körperlich und neurologisch untersucht. Dabei überprüft die Ärztin oder der Arzt unter anderem die Beweglichkeit, die Muskelkraft und die Reflexe im betroffenen Arm. Zudem testet die Ärztin oder der Arzt, ob das Gefühl im betroffenen Arm normal ist. Je nach dem Ergebnis dieser Untersuchungen können weitere notwendig sein: beispielsweise eine Röntgenuntersuchung, Computertomographie, Magnetresonanztomographie , Elektromyographie oder eine Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit. 

Kommt es bei der Geburt zu einer Armplexusparese, wird die Diagnose meist noch im Krankenhaus oder bei einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt gestellt.

Wie erfolgt die Therapie einer Plexusparese?

Je nachdem wie schwer die Nervenfasern geschädigt wurden, kann sich eine Armplexusparese innerhalb einiger Monate von selbst zurückbilden. In schweren Fällen können Lähmungserscheinungen und Gefühlsstörungen bestehen bleiben. 

Die Behandlung richtet sich nach den persönlichen Bedürfnissen der oder des Betroffenen.
Wichtig ist in jedem Fall eine regelmäßig durchgeführte Physiotherapie: Die Betroffenen oder die Eltern von Kindern mit einer Armplexusparese lernen Übungen, durch die Muskeln gestärkt werden und verhindert wird, dass Gelenke steif werden. 

Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten zeigen den Betroffenen verschiedene Übungen, damit sie im Alltag besser zurechtkommen. Dazu zählt unter anderem das Üben von Alltagstätigkeiten wie Anziehen, Essen und Körperpflege. 

Medikamente können Schmerzen lindern und gegen Entzündungen helfen. 

Wurden Nervenfasern durch eine Verletzung komplett durchtrennt oder bestehen die Beschwerden auch nach etwa vier bis sechs Monaten noch, raten Fachleute zu einer Operation. Je nach Fall werden dabei abgerissene Nervenfasern wieder zusammengenäht oder es wird eine Nerventransplantation vorgenommen. Nach einer Operation dauert es oft noch einige Zeit, bis die Betroffenen keine Beschwerden mehr haben. In schweren Fällen kann es vorkommen, dass nicht alle Beschwerden verschwinden.

Wohin kann ich mich wenden?

Eine im Rahmen des Geburtsvorgangs entstandene Plexusparese wird in der Regel bereits auf der Geburtenstation diagnostiziert. Nach Hausgeburten oder bei Vorliegen anderer Formen einer Plexusparese sind unter anderem folgende Einrichtungen zuständig:

  • Fachärztin oder Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde,
  • Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin,
  • Fachärztin oder Facharzt für Neurologie oder Neurochirurgie.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 24. Februar 2023

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Prim. Univ.Prof. Dr.med.univ. Dr. Christoph Griessenauer, Facharzt für Neurochirurgie

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