Kehlkopfentzündung bei Kindern & Pseudokrupp
Inhaltsverzeichnis
Welche Ursache haben Kehlkopfentzündung & Pseudokrupp?
Eine Kehlkopfentzündung bei Kindern wird in den meisten Fällen durch eine Infektion mit Viren ausgelöst. Meist handelt es sich dabei um Parainfluenzaviren oder auch z.B. um RS-Viren, Rhinoviren, Enteroviren. Eine Infektion mit diesen Viren führt in erster Linie zu einer Erkältung. Wenn sich die Viren über die Atemwege weiter ausbreiten, können sie zu einer Entzündung und Schwellung der Kehlkopfschleimhaut führen. Dadurch besteht die Gefahr, dass auch der Kehlkopfausgang zuschwillt. Die Folge ist ein sogenannter Pseudokrupp-Anfall mit Luftnot und Husten. Betroffen sind vor allem Babys und Kleinkinder, da bei ihnen der Kehlkopf natürlicherweise noch sehr eng ist.
Hinweis
Bei älteren Kindern und Erwachsenen sind Luftröhre und Kehlkopf in der Regel weiter als bei Babys und Kleinkindern. Bei Entzündungen des Kehlkopfes kommt es dadurch nicht mehr zu gefährlichen Hustenanfällen bzw. Atemnot. Mehr zum Thema: Kehlkopfentzündung
Auch Masernviren, Influenzaviren oder Herpesviren können eine Kehlkopfentzündung und einen Pseudokrupp-Anfall auslösen, in diesen Fällen verläuft die Erkrankung schwerer.
Selten sind Bakterien die Ursache, z.B. Haemophilus influenzae. Auch eine allergische Reaktion kann in seltenen Fällen zu einem Pseudokrupp-Anfall führen.
Kinder, die in einer Raucherwohnung leben und regelmäßig Tabakrauch einatmen, sind gefährdeter, Pseudokrupp-Anfälle zu erleiden.
Hinweis
Der Pseudokrupp muss vom „echten Krupp“ - auch Kehlkopfdiphtherie - unterschieden werden. Dieser tritt bei einer Diphtherie-Erkrankung auf und ist dank Schutzimpfung heute in Europa selten geworden (siehe unten).
Welche Symptome können auftreten?
Typische Anzeichen einer Kehlkopfentzündung sind
- bellender, harter Husten,
- heisere Stimme,
- Halsschmerzen.
- eventuell Fieber.
Bei einem Pseudokrupp-Anfall, der vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern auftritt, kommt es zusätzlich zu:
- laut pfeifenden Geräuschen beim Einatmen,
- schneller, keuchender Atmung,
- Gefühl der Atemnot - dies verursacht bei den Kindern oft Angst und Unruhe, wodurch die Beschwerden noch zusätzlich verstärkt werden.
Die Hustenanfälle treten plötzlich auf, meistens in den Abendstunden oder nachts. Sie können sich in den folgenden Nächten wiederholen. Oft sind die Kinder schon zuvor erkältet und haben leichtes Fieber, Schnupfen, Halsweh und sind abgeschlagen.
Meist klingen die Hustenanfälle nach kurzer Zeit von allein wieder ab und verlaufen ohne Komplikationen. In seltenen Fällen sind die Anfälle so schwer, dass sich daraus eine lebensbedrohliche Atemnot entwickelt.
Was kann ich bei einem Pseudokrupp-Anfall tun?
Wenn Ihr Kind einen Pseudokrupp-Anfall hat:
- Bewahren Sie Ruhe und versuchen Sie, Ihr Kind zu beruhigen. Angst und Unruhe verstärken die Beschwerden noch weiter.
- Nehmen Sie das Kind hoch oder setzen Sie es aufrecht hin.
- Lassen Sie das Kind kühle, feuchte Luft einatmen. Setzen Sie sich zusammen mit dem Kind z.B. zum geöffneten Fenster oder vor den offenen Kühlschrank. Achten Sie dabei auf warme Kleidung für das Kind, oder wickeln Sie es in eine Decke.
- Alternativ kann es auch helfen, sich mit dem Kind ins Badezimmer zu setzen und alle Wasserhähne aufzudrehen, sodass es die feuchte Luft einatmen kann.
- Auch das Inhalieren von Kochsalzlösung, z.B. mithilfe eines Inhalators, kann die Beschwerden lindern.
- Wenn sich die Beschwerden nicht bessern oder das Kind stark beeinträchtigt ist - z.B. wenn das Kind apathisch wirkt, Herzrasen oder eine sehr blasse oder bläuliche Hautfarbe hat -, ist eine rasche ärztliche Behandlung erforderlich: Wählen Sie den Notruf 144!
Auch in weniger bedrohlichen Fällen sollte jeder Pseudokrupp-Anfall ärztlich abgeklärt werden. Suchen Sie bei plötzlich auftretendem, bellendem Husten zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt auf.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Symptome einer Kehlkopfentzündung und eines Pseudokrupps sind meistens so eindeutig, dass die Diagnose dadurch gestellt werden kann. Die Ärztin oder der Arzt untersucht zudem den Rachen und den Kehlkopf des Kindes. Unter Umständen sieht sie oder er sich den Kehlkopf mithilfe einer Kehlkopfspiegelung - einer sogenannten Laryngoskopie - genauer an. In unklaren Fällen können auch ein Rachenabstrich und eine Blutuntersuchung notwendig sein.
Grundsätzlich sollte jeder plötzlich auftretende, bellende Husten ärztlich abgeklärt werden. Es ist wichtig abzuklären, ob es sich um einen Pseudokrupp oder um eine andere, weitaus gefährlichere Infektion handelt, wie z.B.:
- Kehldeckelentzündung bzw. Epiglottitis: Diese Infektion wird durch das Bakterium Haemophilus influenzae Typ B - kurz HiB - ausgelöst. Die betroffenen Kinder entwickeln innerhalb weniger Stunden hohes Fieber, Schluckbeschwerden, eine kloßige Sprache und Unruhe. Es kommt rasch zu zunehmender Atemnot mit Erstickungsgefahr bis hin zum drohenden Schock. Die Kehldeckelentzündung ist immer ein medizinischer Notfall, der eine rasche Behandlung erforderlich macht. Schwere HiB-Infektionen sind dank Schutzimpfung in Österreich mittlerweile praktisch verschwunden. Mehr zum Thema: Haemophilus-influenzae-Infektionen.
- „Echter Krupp“: Der „echte Krupp“ - auch Kehlkopfdiphtherie genannt - ist eine schwere Entzündung des Kehlkopfes, der im Rahmen einer Diphtherie-Erkrankung auftreten kann. Er wird von Bakterien ausgelöst und führt zu Anfällen mit bellendem Husten und schwerer Atemnot. Durch die Schutzimpfung gegen Diphtherie ist der „echte Krupp“ in Europa sehr selten geworden.
Wie erfolgt die Behandlung?
Eine Kehlkopfentzündung im Rahmen einer Erkältung bessert sich meist nach einigen Tagen von alleine. Es ist wichtig, die Stimme zu schonen. Unter Umständen verordnet die Ärztin oder der Arzt schleimlösende und entzündungshemmende Medikamente. In seltenen Fällen, in denen die Entzündung durch Bakterien ausgelöst wird, erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika.
Behandlung eines akuten Pseudokrupp-Anfalls
Wenn sich der Pseudokrupp-Anfall nach kurzer Zeit von selbst bessert, ist meist keine Behandlung mit Medikamenten notwendig. Bei stärkeren Beschwerden bekommt das Kind kortisonhaltige Medikamente, z.B. in Form eines Zäpfchens oder als Saft. Auch eine Verabreichung als Spritze oder Spray ist möglich. Die Medikamente sind entzündungshemmend und bewirken, dass die Schleimhäute im Bereich der Atemwege abschwellen.
Je nach Schweregrad des Anfalles und Gesundheitszustandes des Kindes können weitere Medikamente sowie eine stationäre Behandlung im Krankenhaus erforderlich sein.
Die Kinderärztin oder der Kinderarzt kann gegebenenfalls kortisonhaltige Zäpfchen oder Saft für zu Hause verschreiben, für den Fall, dass sich der Anfall wiederholt.
Wohin kann ich mich wenden?
Bei einer Entzündung der oberen Atemwege im Bereich des Kehlkopfes wenden Sie sich an
- eine Ärztin oder einen Arzt für Allgemeinmedizin,
- eine Ärztin oder einen Arzt für Kinder- und Jugendheilkunde oder
- eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt.
In Akutsituationen wählen Sie den Notruf 144 oder wenden Sie sich an die nächste Notfallambulanz.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 31. August 2022
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: a.o.Univ.Prof. Dr. Andreas Böck, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde