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Schluckstörung

Unter Schluckstörung (Dysphagie) versteht man eine Störung des Schluckvorgangs zwischen Mund und Magen. Die Probleme beim Schlucken können sowohl bei fester Nahrung als auch bei Flüssigkeiten auftreten. Oft sind verschiedene Untersuchungen zur genauen Abklärung der Ursache notwendig. Je nach Ursache werden Schluckstörungen – auch Dysphagie bezeichnet – mit verschiedenen Maßnahmen behandelt.

Schluckstörungen können gefährlich werden: Sie können im schlimmsten Fall zum Ersticken führen. Andere mögliche Folgen sind Flüssigkeitsmangel und Abnahme von Körpergewicht. Eine Schluckstörung sollte deshalb genau untersucht und konsequent behandelt werden.

Schluckstörung: Was ist das?

Eine Schluckstörung ist eine Störung des Schluckvorgangs. Sie betrifft den Transport von Flüssigkeit und Nahrung vom Mund in den Magen.

Schlucken ist ein komplexer Vorgang, bei dem Speichel, Getränke und Nahrung unter Schutz der Atemwege in den Magen transportiert werden. Beim Schluckakt sind bis zu sechs der insgesamt zwölf Hirnnerven beteiligt. Insgesamt müssen bis zu 50 Muskelpaare in Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf und Speiseröhre zusammenarbeiten. Obwohl der Schluckakt beim Essen und Trinken bewusst eingeleitet wird, läuft er meistens unbewusst ab. Ein gesunder Mensch schluckt im Wachzustand außerhalb von Mahlzeiten etwa 1-mal pro Minute. Schluckstörungen bedeuten nicht nur eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität, es können auch schwere - mitunter sogar tödliche - Komplikationen auftreten.

Welche Formen von Schluckstörungen gibt es?

In der Medizin werden verschiedene Formen von Schluckstörungen unterschieden.

  • Schluckstörungen im oberen Bereich des Mund-Rachen-Raums: Sie werden auch oropharyngeale Dysphagie genannt. Typische Beschwerden sind Probleme beim Beginn des Schluckens, häufiges Nachschlucken und „Verschlucken“, sowie Räuspern, Husten und Veränderungen der Stimme.
  • Schluckstörungen im Bereich der Speiseröhre: Sie werden auch ösophageale Dysphagie genannt. Die Beschwerden treten typischerweise einige Sekunden nach dem eigentlichen Schlucken auf und sind eher im Brustbereich zu spüren, z.B. Druckgefühl, Schmerzen.

Welche Ursachen für Schluckstörungen gibt es?

Schluckstörungen können viele verschiedene Ursachen haben, da beim Schlucken zahlreiche Strukturen und Mechanismen beteiligt sind. Auch bestehende Erkrankungen können eine Schluckstörung auslösen.

Zu den Ursachen zählen z.B.:

Unabhängig von einer bestehenden Krankheit steigt im Alter das Risiko für eine Schluckstörung deutlich an.

Hinweis

Eine häufige Ursache für Schluckstörungen ist ein Schlaganfall. Rund die Hälfte aller Patientinnen/Patienten mit Schlaganfall hat in der akuten Phase eine Schluckstörung.

Je nach Alter sind die Ursachen unterschiedlich häufig. Im jungen Erwachsenenalter sind Infektionen am häufigsten, im mittleren Lebensalter immunologische und gastrointestinale Ursachen und im höheren Alter stehen neurologische und onkologische Ursachen im Vordergrund. Bei gebrechlichen älteren Patient:innen mit starker Muskelschwäche (Sarkopenie) kann eine Schluckstörung auch ohne offensichtliche neurologische Erkrankung auftreten.

Welche Symptome können auftreten?

Zunehmende Schluckbeschwerden sind ein Alarmzeichen. Vor allem bei schnellem Fortschreiten und gleichzeitigem Gewichtsverlust ist eine rasche Abklärung durch die Ärztin oder den Arzt notwendig.

Die Symptome können je nach Ursache bzw. Form der Dysphagie sehr unterschiedlich sein.

Bei Schluckstörungen im Mund-Rachen-Raum sind folgende Beschwerden typisch:

  • Probleme treten eher beim Schlucken von Flüssigkeiten auf als von festen Speisen
  • mehrere Schluckversuche notwendig
  • Verschlucken und Hustenanfälle beim Essen
  • Wiederhochkommen von Nahrung in Nase oder Mund (Regurgitation)
  • Räuspern
  • Veränderung der Stimme („wet voice“, brodelnde Stimme)

Bei Schluckstörungen im Bereich der Speiseröhre sind oft folgende Beschwerden typisch:

  • Lokalisation der Beschwerden mehr im Brust- als im Halsbereich
  • mehr Beschwerden bei fester Nahrung als bei Flüssigkeiten
  • Besserung durch Nachtrinken
  • Erbrechen
  • Schmerzen
  • Fremdkörpergefühl im Brustbereich

Gerade ältere Menschen verschlucken sich oft unbewusst. Sogar das „Einatmen“ von Nahrung oder Flüssigkeit kann unbemerkt bleiben. Indirekte Hinweise auf eine Schluckstörung sind Räusperzwang oder brodelnde, rasselnde Stimme. Wer ohne erkennbaren Grund deutlich an Körpergewicht abnimmt oder unklares Fieber hat, könnte an einer Schluckstörung leiden.

Welche Folgen können Schluckstörungen haben?

Schluckstörungen können zu einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität führen und aus mehreren Gründen gefährlich sein.

Gefahr der Mangelernährung

Schluckstörungen können zu Unsicherheit und Angst vor dem Schlucken führen. Die betroffenen Personen verringern mitunter die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, wodurch es zu Mangel- und Unterernährung, sowie zur Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme bis zur Austrocknung (Dehydratation) kommen kann.

Hinweis

Eine Gefahr von Schluckbeschwerden liegt in der Austrocknung und der Entstehung von Mangel- und Unterernährung.

Gefahr der Aspiration

Normalerweise erfolgt ein Hustenreflex, wenn Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangen, so dass die Luftröhre sofort davon befreit wird. Ist der Hustenreflex jedoch zu schwach oder bleibt er ganz aus, bleiben Nahrungsbestandteile unbemerkt in den Atemwegen (Aspiration) und verursachen eine Lungenentzündung (Aspirationspneumonie). Insbesondere für ältere Menschen kann das lebensbedrohlich sein.

Hinweis

Die Gefahr der Aspiration bei Schluckstörungen kann sehr hoch werden. Schwere Schluckstörungen können unmittelbar durch Ersticken oder durch eine nachfolgende Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) tödlich sein.

Wie erfolgt die Diagnose von Schluckstörungen?

Zunächst frägt die Ärztin oder der Arzt nach der Krankengeschichte. Zur genauen Diagnose untersucht die Ärztin oder der Arzt den Mund- und Rachenraum sowie Hals. Über Blutuntersuchungen werden infektiöse und metabolische Erkrankungsursachen abgeklärt. Eventuell können weitere Untersuchungen notwendig sein. Auch Logopädinnen/Logopäden können bei der Diagnostik beteiligt sein.

Wasserschlucktest

Beim Wasserschlucktest wird eine bestimmte Wassermenge zum Trinken angeboten und auftretende Beschwerden werden beobachtet. Solche Schluckversuche sind einfach durchzuführen, erfordern aber trotzdem viel Erfahrung.

Nasopharyngeale Laryngoskopie

Dabei werden Rachen und Kehlkopf mithilfe spezieller Instrumente untersucht. Nähere Informationen dazu finden Sie unter Laryngoskopie.

Flexible endoskopische Evaluation des Schluckakts (FEES)

Bei dieser Untersuchung wird der Schluckakt durch ein über die Nase eingeführtes flexibles Untersuchungsgerät (Laryngoskop) direkt betrachtet und aufgezeichnet. Die Untersuchung wird meist gut toleriert und deshalb kann auch die Effizienz von Therapiemaßnahmen durch Verlaufsuntersuchungen überprüft werden.

Ösophagogastroskopie

Dabei wird ein Endoskop mit Kamera über die Speiseröhre in den Magen eingebracht. Es können auch Gewebeproben (Biopsien) für histologische Untersuchungen entnommen werden.

Videokinematografie

Bei dieser Untersuchung wird das Schlucken mit einer Röntgenkamera aus verschiedenen Perspektiven gefilmt. Es wird Kontrastmittel mit unterschiedlicher Konsistenz und teilweise auch mit verschiedenen Festkörpern wie einer Testtablette verwendet. So können nicht nur anatomische Veränderungen (z.B. Divertikel), sondern auch funktionelle Störungen (z.B. neuromuskuläre Koordinationsstörungen) erkannt werden.

Weitere Untersuchungen können sein:

  • endoskopische Untersuchung mit Biopsie
  • bildgebende Verfahren wie CT oder MRT
  • endoskopische Ultraschalluntersuchung (Endosonographie)
  •  (hochauflösende) Manometrie (Druckmessung) der Speiseröhre (bei Verdacht auf eine Beweglichkeitsstörung der Speiseröhre)
  • pH-Metrie (bei Verdacht auf Refluxkrankheit).

Wie werden Schluckstörungen behandelt?

Die Therapie von Schluckstörungen richtet sich nach der Krankheitsursache. Oft ist die Zusammenarbeit mehrerer Berufsgruppen erforderlich. Bei Schluckstörungen im Mund-Rachen-Raum können spezielle logopädische Trainingsmethoden, Stimulationsverfahren oder medikamentöse Therapieverfahren helfen.

Für Schluckstörungen in der Speiseröhre stehen unter anderem endoskopische, medikamentöse oder chirurgische Maßnahmen zur Verfügung. Ist eine ausreichende Nahrungsaufnahme nicht möglich, muss künstliche Ernährung zum Einsatz kommen.

Um eine sichere „normale“ orale Ernährung bei Schluckstörungen zu ermöglichen, muss zunächst untersucht werden, welche Nahrungs- und Flüssigkeitskonsistenz geeignet ist. Dies kann von der Fachärztin oder dem Facharzt in Zusammenarbeit mit einer Logopädin oder einem Logopäden festgestellt werden.

Logopädie

Um eine funktionelle Verbesserung des Schluckvorgangs zu erreichen, kann eine logopädische Therapie hilfreich sein. Es wird die am Schluckakt beteiligte Muskulatur mit verschiedenen Übungen trainiert. Außerdem wird an Körperhaltung und -spannung sowie am Atemverhalten gearbeitet. Die für die Patientin oder den Patienten optimale Konsistenz der Nahrung kann individuell ermittelt werden.

Ernährungstherapie

Als Folge einer Schluckstörung kann rasch eine Mangelernährung entstehen, die den Krankheitsverlauf eventuell zusätzlich verschlechtert. Auf eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten, aber auch von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist deshalb zu achten. Dazu kann Nahrungsergänzung in Form von Nährstoffanreicherung, Trinknahrung oder künstlicher Ernährung verwendet werden. Auch auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten. Weitere Informationen finden Sie unter Diätologie und unter Ernährungsberatung und -therapie.

Unterstützende Maßnahmen

Günstige Lebensmittel und Zubereitungsformen, um das Schlucken zu erleichtern, sind:

  • Cremige Lebensmittel: z.B. pürierte Suppen/Speisen, Obstmus
  • Trockene Speisen mit fettreichen Zusätzen gleitfähiger machen: z.B. Brot mit Butter, Kuchen mit Schlagobers
  • Bei trockenem Mund kann leicht säuerliches die Speichelbildung erhöhen.

Generell ist es wichtig, sich ausreichend Zeit zum Essen und Trinken zu nehmen. Man sollte kleine Bissen bzw. Schlucke nehmen. Zu meiden sind gemischte Konsistenzen (z.B. Suppe mit Nudeln). Die oft verwendeten Schnabeltassen bzw. Schnabelbecher sind meist ungeeignet.

Alle Empfehlungen sind abhängig von Art und Verlauf der jeweiligen Erkrankung und die Effektivität sollte regelmäßig kontrolliert werden. Nährstoffanreicherung, Trinknahrung und Nahrungsergänzungsmittel können erforderlich werden.

Magensonde

Es handelt sich dabei um einen dünnen Schlauch aus Weichkunststoff, der meist durch die Nase (seltener durch den Mund) über die Speiseröhre in den Magen gelegt wird. Das Setzen einer Magensonde kann z.B. nach einem Schlaganfall mit Schluckstörung eine notwendige Maßnahme sein. Damit wird die Flüssigkeits- und Energiezufuhr gewährleistet, bis das normale Schlucken in ausreichendem Ausmaß wieder möglich ist. Magensonden werden üblicherweise nur wenige Wochen verwendet.

PEG-Sonde

Für eine langfristige künstliche Ernährung gibt es die Perkutane endoskopische Gastrostomie-Sonde, kurz PEG-Sonde. Dabei die Sondennahrung über einen Schlauch durch die Haut direkt in den Magen verabreicht.

Weitere Informationen zur Ernährung finden Sie unter Ernährung im Alter: Beschwerden beim Kauen & Schlucken.

Weitere therapeutische Möglichkeiten

Bei oropharyngealen Schluckstörungen können auch kleine invasive Eingriffe, z.B. Dehnung verengender Muskelteile mittels Ballon (Ballondilatation), Durchtrennung (Myotomie) oder Lähmung durch Injektion von Botulinumtoxin angewendet werden.

Wohin kann ich mich wenden?

Zur Abklärung von Schluckbeschwerden wenden Sie sich als erste Anlaufstelle an:

  • Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin,
  • Fachärztin/Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO),
  • Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie).

Weiters können bei Diagnose und Therapie hilfreich sein:

  • Logopädin/Logopäde,
  • Fachärztin/ Facharztür Neurologie,
  • Fachärztin/Facharzt für Chirurgie.

Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?

Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 1. August 2022

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Dr. Thomas J. Schmal, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Zusatzfach Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (Phoniatrie), Spezialisierung in Schlafmedizin

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