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„Späte Mütter“ – schwanger ab 35

In den letzten Jahrzehnten zeigt sich ein deutlicher Trend zur späten Mutterschaft. Aus medizinischer Sicht gelten erstgebärende Frauen ab 35 Jahren als Spätgebärende und damit als Risikoschwangere. Einige Komplikationen treten mit zunehmendem Alter der Mutter häufiger auf. Dennoch kann auch eine Spätschwangerschaft ganz ohne Probleme verlaufen.

Die Gründe dafür, warum viele Frauen heute später schwanger werden, sind unterschiedlich. Neben zuverlässigeren Verhütungsmöglichkeiten und fortschrittlicheren Kinderwunschbehandlungen tragen auch soziale Aspekte wie z.B. wachsende Karrierechancen oder spätere Heirat dazu bei.

Wie häufig sind Spätschwangerschaften?

Der Anteil an Frauen, die erst in einem späteren Lebensabschnitt Kinder bekommen, steigt seit Jahren kontinuierlich an. Zum Vergleich: In den späten 1980er-Jahren lag in Österreich das durchschnittliche Alter der Frau bei der Geburt des ersten Kindes bei 26 Jahren. Bis zum Jahr 2001 ist es auf 29 Jahre gestiegen, im Jahr 2011 lag es bereits bei 30 Jahren und im Jahr 2018 bei 31 Jahren. Insgesamt waren im Jahr 2018 256 Frauen sogar 45 Jahre oder älter, als sie ein Kind zur Welt gebracht haben.

Welche Komplikationen können bei späten Schwangerschaften auftreten?

Aus medizinischer Sicht gelten erstgebärende Frauen ab 35 Jahren als Spätgebärende und damit als Risikoschwangere. Das heißt jedoch nicht, dass Schwangere ab diesem Alter zwangsläufig mit Komplikationen rechnen müssen. Auch im höheren Alter kann eine Schwangerschaft ganz ohne Probleme verlaufen. Daher gibt es auch aus ärztlicher Sicht keinen Grund, Frauen über 35 generell von einer Schwangerschaft abzuraten.

Zusätzlich zum Alter der werdenden Mutter müssen weitere Faktoren wie der Lebensstil, der allgemeine Gesundheitszustand sowie eventuell bestehende chronische Vorerkrankungen beurteilt werden, um das individuelle Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft abschätzen zu können.

Bei den Vorsorgeuntersuchungen wird verstärkt auf Risikofaktoren geachtet, die im Zusammenhang mit dem Alter der Mutter stehen können. Dazu zählt beispielsweise ein erhöhter Blutzuckerspiegel bzw. Schwangerschaftsdiabetes. Das Risiko für Diabetes steigt mit zunehmendem Lebensalter an, d.h. Spätgebärende entwickeln im Vergleich zu jüngeren schwangeren Frauen häufiger Schwangerschaftsdiabetes. Dieser kann mit unterschiedlichen Komplikationen für Mutter und Kind einhergehen. Mithilfe eines oralen Glukosetoleranztests (oGTT, Zuckerbelastungstest) kann abgeklärt werden, ob die Schwangere an Diabetes erkrankt ist. In Österreich wird der Zuckerbelastungstest in der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche im Rahmen der Eltern-Kind-Pass-Untersuchungen kostenlos durchgeführt.

Auch das Risiko für Bluthochdruck bzw. Schwangerschaftsbluthochdruck ist bei werdenden Müttern über 35 Jahren deutlich erhöht. Damit steigt auch das Risiko für Präeklampsie an. Mehr zum Thema: Krankheiten in der Schwangerschaft

Zudem wird die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt auf die Möglichkeit der Pränataldiagnostik hinweisen, da mit zunehmendem Alter der Mutter auch das Risiko steigt, dass das Kind eine Chromosomenanomalie aufweist. Die bekannteste Form ist das Down-Syndrom, auch Trisomie 21 genannt. Ob tatsächlich eine Chromosomenstörung vorliegt, kann jedoch nur eine konkrete Analyse der kindlichen Zellen – zum Beispiel durch eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) – klären.

Infolge des erhöhten Risikos für Chromosomenanomalien steigt auch die Rate an Fehlgeburten (insbesondere in der Frühschwangerschaft) mit zunehmendem Alter der Schwangeren an. Zudem wurden bei älteren Schwangeren häufiger Frühgeburten, Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter (z.B. Eileiterschwangerschaft), Plazentakomplikationen (Plazenta praevia, vorzeitige Plazentalösung) sowie eine höhere Rate an Neugeborenen mit niedrigerem Geburtsgewicht beobachtet. Mehr zum Thema: Geburtskomplikationen

Wie erfolgt die Geburt bei späten Schwangerschaften?

Generell unterscheidet sich der Geburtsverlauf nicht von dem bei jüngeren Frauen. Allerdings nimmt die Zahl der Kaiserschnittentbindungen mit zunehmendem Alter der Schwangeren deutlich zu, insbesondere bei Erstgebärenden. In Österreich wurde im Jahr 2018 bei Schwangeren, die 35 Jahre oder älter waren, 1,6-mal häufiger ein Kaiserschnitt vorgenommen als bei Frauen unter 25 Jahren (Kaiserschnittrate 36,9% gegenüber 23,5%).

Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Einerseits kommen kindliche Lageanomalien wie z.B. eine Beckenendlage bei Spätgebärenden häufiger vor. Diese stellen heute meist eine Indikation für einen Kaiserschnitt dar. Auch medizinische Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck oder Präeklampsie können einen Kaiserschnitt notwendig machen. Andererseits steht bei Spätgebärenden das Sicherheitsbedürfnis oft stärker im Vordergrund, weswegen sie sich häufiger als jüngere Frauen für einen geplanten Kaiserschnitt entscheiden. Zudem ist die Rate an Mehrlingsschwangerschaften bei Spätgebärenden erhöht, diese werden oft per Kaiserschnitt entbunden. Mehr zum Thema: Mehrlingsgeburt

Wenn jedoch aus medizinischer Sicht keine Gründe dagegen sprechen, besteht auch für ältere Schwangere kein zwingender Anlass für einen Kaiserschnitt.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 11. Mai 2020

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Mag.a Dr.in Karin Windsperger

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