Neurodermitis: Symptome
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Welche Frühformen von Neurodermitis gibt es?
Die Bezeichnung Milchschorf geht auf die Ähnlichkeit der entzündlichen Hautveränderungen mit „im Topf angebrannt-verkrusteter Milch“ zurück und bedeutet nicht, dass eine Milchunverträglichkeit die Ursache ist. Er kann eine Frühform der Neurodermitis darstellen. Milchschorf tritt v.a. bei Säuglingen nach dem dritten Lebensmonat auf. Betroffen ist vorwiegend die Kopfhaut, seltener auch die Haut der Augenbrauen und der Wangen. Typisch sind Rötung und Juckreiz sowie gelb-bräunliche Schuppen. Meistens verschwindet Milchschorf nach wenigen Monaten. Danach besteht allerdings ein erhöhtes Risiko, später weitere Neurodermitisschübe zu bekommen.
Im frühen Kindesalter (null bis zwei Jahre) sind meist nicht-infektiöse Entzündungsreaktionen (Ekzeme) im Bereich des Gesichtes, der behaarten Kopfhaut sowie an den Außenseiten („Streckseiten“) von Armen und Beinen vorherrschend. Später finden sich häufig Hautveränderungen in den Beugefalten von Gelenken wie Kniekehlen und Ellenbeugen („Beugenekzeme“).
Bei Erwachsenen können zusätzlich auch Handekzeme oder die sogenannte Prurigoform (Prurigo = lateinisch Juckreiz) mit stark juckenden Knötchen und Knoten auftreten. Minimalvarianten der Neurodermitis können sich in Entzündungen der Lippen, rissigen Mundwinkeln oder Ohrläppchen, Ekzemen an den Brustwarzen sowie schuppenden Rötungen und Einrissen im Bereich der Finger- und Zehenkuppen äußern.
Welche Stadien der Erkrankung gibt es?
Je nach Dauer der Entzündung können sich unterschiedliche Hautveränderungen an den betroffenen Stellen zeigen. Unterschieden wird zwischen akutem und chronischem Entzündungsstadium.
- Akutes Entzündungsstadium: Die Hautveränderungen bestehen erst seit kurzem. Die Haut ist oft geschwollen und tiefrot verfärbt. Sie kann nässen oder Blasen bilden. Juckreiz, Brennen und Schmerzen sind häufig zusätzlich vorhanden.
- Chronisches Entzündungsstadium: Die Hautveränderungen bestehen bereits über eine längere Zeit wie Wochen oder sogar Monate. Vorherrschend sind quälender Juckreiz, trockene Schuppen sowie Rötung und Schwellung der Haut. Kleine erhabene Pickel können sich beim Kratzen öffnen, entzünden, nässen und verkrusten. Im späteren Verlauf kommt es an stark betroffenen Regionen durch das häufige Kratzen oft zusätzlich zur Verdickung der Haut und zur Vergröberung der Hautfelderung (Lichenifikation), erkennbar an einem nicht ebenmäßigen Hautbild. Typisch sind auch sogenannte Glanznägel. Sie entstehen ebenfalls durch das ständige Kratzen. Dabei wird die Oberfläche der Fingernägel poliert.
Welche Sonderformen der Neurodermitis gibt es?
Neben den typischen Symptomen einer akuten oder chronischen Neurodermitis gibt es einige Sonderformen:
- Bei der pruriginösen Neurodermitis („Prurigoform“, Prurigo = lateinisch Juckreiz) entstehen auf der Haut zahlreiche stark juckende Knötchen, die zumeist rasch aufgekratzt werden.
- Von einem nummulären atopischen Ekzem spricht man, wenn an der Haut münzförmige rötliche Entzündungsherde auftreten.
- Neurodermitis kann auch nur einzelne kleine Körperregionen betreffen, wie z.B. beim atopischen Lidekzem. Hier ist die Haut in der Umgebung der Augen zumeist rötlich verdickt und eventuell schuppig besetzt. Bei isoliertem Befall der Augen kommen vor allem „durch die Luft schwebende“ (aerogene) Provokationsfaktoren wie z.B. Pollen oder Hausstaubmilben-Antigene als Auslöser in Betracht.
- Beim Lutschekzem im Säuglings- bzw. Kleinkindesalter oder beim Leckekzem im Kindesalter treten die Hautveränderungen um den Mund herum auf. Neben dem Speichelfluss bzw. dem „Lecken“ muss als zusätzliche Ursache auf eine eventuelle Hefepilzbesiedelung der Mundschleimhaut und der Zunge (Mundsoor) geachtet werden.
Sogenannte Minimalformen können auch ohne ausgeprägte Hautveränderungen auf das Vorliegen einer Neurodermitisneigung hindeuten. Hier einige Beispiele:
- doppelte Unterlidfalte (Dennie-Morgan-Falte);
- vermehrte Linienzeichnung der Innenhandfläche;
- trockene und eventuell fischschuppenartige Haut;
- rötlich-braune Punkte vor allem an den Armen und Beinen durch Verhornung der Haarschäfte (Keratosis follikularis);
- Ausdünnung (Fehlen bzw. Lichtung) der seitlichen Augenbrauenpartie (Hertoghe-Zeichen);
- eingerissene Mundwinkel oder Ohrläppchen;
- verstärkte Nackenfalten;
- Auftreten weißer Linien bei Bestreichen der Haut mit einem spitzen Gegenstand (weißer Dermographismus), normalerweise reagiert die Haut auf diesen Reiz mit einer Rötung;
- trockene bzw. aufgeplatzte Fingerkuppen und Zehenspitzen v.a. im Winter;
- Bildung kleiner Wasserbläschen an den Fingern v.a. im Sommer sowie
- Entzündung der Brustwarzen.
Wie verläuft eine Neurodermitis?
Der Verlauf der Neurodermitis ist wechselhaft mit Krankheitsschüben unterschiedlicher Dauer und Schwere. Die Erkrankung kann häufig wiederkehren. Auch geringgradig ausgeprägte Krankheitserscheinungen haben manchmal schwere Beeinträchtigungen und psychische Belastungen zur Folge. Spontanheilung ist jederzeit möglich, eine medizinische Heilung gibt es allerdings derzeit noch nicht. Etwa jedes dritte Kind, das unter einer Neurodermitis leidet, entwickelt zumindest zeitweilig auch im Erwachsenenalter Ekzeme.
Welche Komplikationen können auftreten?
Häufigere Komplikationen der Neurodermitis sind Infektionen mit Bakterien, Viren oder Hautpilzen. Honiggelbe bis orange Krusten deuten auf eine Infektion mit Bakterien hin (Impetiginisierung). Bakterien können mittels eines mikrobiologischen Abstriches auf speziellen Nährböden angezüchtet und identifiziert werden, was eine gezielte Therapie möglich macht. Als häufigste Bakterienarten sind Staphylokokken und Streptokokken zu finden.
Seltenere Komplikationen sind Augenerkrankungen (z.B. Grüner Star oder Netzhautablösung) und kreisrunder Haarausfall. Fehl- und Mangelernährung kann durch ungezielte Diäten sowie durch ständigen Juckreiz verursacht werden und bei Kindern zu Wachstumsstörungen führen. Die Neurodermitis kann mit einer Verhornungsstörung (Ichthyosis vulgaris) assoziiert sein.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 12. März 2019
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Paul-Gunther Sator MSc, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Zusatzfach Haut- und Geschlechtskrankheiten (Angiologie), Spezialisierung in Dermatohistopathologie, Spezialisierung in Allergologie