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Schwerhörigkeit: Formen & Symptome

Schwerhörigkeit zählt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den weltweit häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Belastungen. Es gibt zwei Hauptformen der Schwerhörigkeit, die sowohl akut als auch chronisch verlaufen und durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden können. Außerdem unterscheidet man zwischen angeborenem und erworbenem Hörverlust. Schwerhörigkeit bedeutet oft nicht bloß ein leiseres Wahrnehmen von Tönen und Geräuschen, sondern ein frequenzgestörtes, d.h. gebrochenes und „zerstückeltes“ Hören und damit eine hohe Anstrengung im Verstehen. Dauerhafte Schwerhörigkeit kann massive psychosoziale Konsequenzen haben und die Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Welche Formen von Schwerhörigkeit gibt es?

Als Hauptformen werden die Schallleitungsschwerhörigkeit (SLS) und die Schallempfindungsschwerhörigkeit (SES, sensorineuraler Hörverlust) unterschieden. Auch Mischformen sind möglich. Der Verlauf kann entweder akut (Dauer maximal drei Monate) oder chronisch (länger als drei Monate) sein.

Schallleitungsschwerhörigkeit

Bei der Schallleitungsschwerhörigkeit kann der Schall nicht mehr adäquat an das Innenohr weitergegeben werden. Sie entsteht durch einen Verschluss des Gehörgangs oder durch Schädigungen der schallleitenden Strukturen, v.a. durch Veränderungen im Bereich des äußeren Ohres oder des Mittelohres.

Akut kann dies u.a. erfolgen durch:

  • vermehrte Bildung von Ohrenschmalz (Cerumen) oder das „nach hinten Schieben“ bei Reinigungsversuchen;
  • Wasser, das beim Baden oder Schwimmen ins Ohr eingedrungen ist;
  • Verletzungen des Trommelfells, z.B. durch Explosionen, Ohrfeigen oder perforierende Gegenstände wie Wattestäbchen oder Stricknadeln;
  • Verschluss der Ohrtrompete und Unterdruck bzw. Flüssigkeit im Mittelohr, etwa bei Schnupfen oder schnellen Luftdruckveränderungen (z.B. beim Fliegen oder Tauchen);
  • Mittelohrentzündung.

Chronisch geschieht dies z.B. durch:

  • chronische Mittelohrentzündung oder Tubenventilationsstörung;
  • vermehrtes Knochenwachstum im Mittelohr (Otosklerose);
  • Einengungen durch Narben, Entzündungen oder Geschwülste;
  • angeborene Fehlbildungen des Ohres.

Schallempfindungsstörung

Der Schallempfindungsstörung liegt eine Schädigung bzw. eine unzureichende Funktion der Hörschnecke (Cochlea) sowie des Hörnervs oder des Gehirns zugrunde. In letzterem Fall spricht man auch von zentraler Schwerhörigkeit oder zentraler Schallverarbeitungsschwerhörigkeit.

Akut kann dies z.B. durch folgende Ursachen ausgelöst werden:

Mögliche Ursachen einer chronischen Schallempfindungsstörung sind z.B.:

  • Alterungsprozesse, meist etwa ab dem 50. Lebensjahr („Altersschwerhörigkeit“),
  • jahrelange Lärmeinwirkung, meist berufsbedingt (z.B. in Industrie, Bau, Diskotheken);
  • angeborene Fehlbildungen des Ohres;
  • Erkrankungen wie Nieren- und Schilddrüsenfunktionsstörungen, Diabetes mellitus, Gefäßveränderungen (Arteriosklerose) sowie eine Reihe von Immunerkrankungen und Autoimmunerkrankungen;;
  • Akustikusneurinom (langsam wachsendes gutartiges Geschwulst am Hör- bzw. Gleichgewichtsnerv);
  • Morbus Menière: Druckerhöhung und damit Schädigung der Sinneszellen im Innenohr.

Welche Symptome können auftreten?

Die Häufigkeit von Schwerhörigkeit steigt mit zunehmendem Alter. Allerdings sind zunehmend bereits junge Menschen aufgrund von Lärmbelastung betroffen. Eine Sonderstellung nimmt die Schallempfindungsschwerhörigkeit im Kindesalter ein. Davon ist eines von 1.000 Kindern betroffen, die Hälfte der Fälle ist erblich bedingt. Weitere Informationen dazu finden Sie unter Hörverlust im Kindesalter.

Viele Menschen glauben irrtümlich, dass lautes Sprechen oder Schreien schwerhörigen Menschen ein normales Hören und Verstehen ermöglicht. Schwerhörigkeit bedeutet jedoch in vielen Fällen nicht bloß ein leiseres Wahrnehmen von Tönen und Geräuschen, sondern ein frequenzgestörtes, d.h. gebrochenes und „zerstückeltes“ Hören und damit eine hohe Anstrengung im Verstehen. Wörter und Sätze müssen durch Kombinieren, Sinnzusammenhänge, Lippen-Lesen usw. oder durch ständiges Nachfragen ergänzt werden. Da das Innenohr auch das Gleichgewichtsorgan enthält, kann es bei Veränderungen zu Schwindelanfällen kommen. Häufig tritt gleichzeitig auch ein Ohrgeräusch (Tinnitus) auf.

Akute und chronische Verläufe

Eine akut einsetzende Hörbeeinträchtigung wird in der Regel sehr rasch erkannt. Hingegen bleibt eine schleichende Hörverminderung zumeist geraume Zeit unbemerkt, nicht zuletzt, weil sich die Betroffenen an ihr schlechter werdendes Gehör gewöhnen.

Als Folge chronischer Schwerhörigkeit kann die Lebensqualität durch verschiedenste Probleme beeinträchtigt werden, z.B.:

  • Kontaktschwierigkeiten, soziale Entwurzelung, Isolation und Vereinsamung;
  • vorzeitige Erschöpfung durch vermehrte Konzentration beim Hören;
  • erhöhte Nervosität und Reizbarkeit;
  • Verlust des Selbstvertrauens und Beeinträchtigung der sozialen Kompetenz;
  • Schreckhaftigkeit infolge der Beeinträchtigung der „Alarmfunktion“ des Gehörs;
  • Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen, Ängste, Verunsicherung, Depressionen, Schwindelsymptomatik;
  • orthopädische Probleme besonders im Halswirbelbereich, Kopfschmerzen.

Weitere Informationen finden Sie unter Schwerhörigkeit: Diagnose & Therapie.

Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.

Letzte Aktualisierung: 24. September 2019

Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal

Expertenprüfung durch: Assoc. Prof. PD Dr. Christoph Arnoldner

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