Typhus
Inhaltsverzeichnis
Wie wird Typhus übertragen?
Typhus wird meist durch verunreinigtes Trinkwasser und Lebensmittel übertragen. Auslöser der Erkrankung sind Bakterien aus der Gruppe der Salmonellen, nämlich Salmonella enterica Serotyp Typhi.
Infizierte Personen scheiden die Bakterien über den Stuhl aus, wodurch diese in das Abwasser gelangen. Wenn Trinkwasser oder Lebensmittel mit Abwässern verunreinigt werden, können die Bakterien auf den Menschen übertragen werden. Eine Übertragung ist auch direkt von Mensch zu Mensch möglich, kommt jedoch selten vor. Die Gefahr besteht vor allem, wenn infizierte Personen mit der Herstellung oder der Verteilung von Lebensmitteln zu tun haben.
Hinweis
Nach einer durchgemachten Typhuserkrankung scheiden bis zu fünf Prozent der Betroffenen die Bakterien lebenslang mit dem Stuhl aus, ohne es zu wissen. Diese „gesunden“ Dauerausscheider spielen bei der Übertragung der Infektion eine besondere Rolle.
Wo ist Typhus verbreitet?
Typhus kommt grundsätzlich weltweit vor, ist heute aber vor allem in subtropischen und tropischen Ländern mit niedrigen Hygienestandards verbreitet. Besonders hohe Erkrankungszahlen und Epidemien gibt es in Afrika, Südostasien und Südamerika.
Das Risiko für Reisende, sich mit Typhus anzustecken, ist von verschiedenen Faktoren abhängig, z.B. von der bereisten Region, der Aufenthaltsdauer und dem Reisestil. Für rein touristische Reisen ist das Ansteckungsrisiko geringer als für Personen, die in Risikogebieten Freunde oder Familien besuchen. Es kann davon ausgegangen werden, dass das Typhusrisiko bei Reisen nach Indien und die angrenzenden Länder etwa 100-fach höher ist als für Reisen in den Rest der Welt.
Insgesamt gibt es jährlich zwischen zehn und 20 Millionen Fälle von Typhus, die Daten sind jedoch nicht absolut zuverlässig. Weniger als zehn Fälle werden jährlich nach Österreich importiert. Im Jahr 2022 wurden sechs Fälle registriert.
Die Inkubationszeit von Typhus – d.h. die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome - beträgt in der Regel ein bis zwei Wochen. Es sind aber Zeiträume von drei bis 60 Tage möglich.
Welche Symptome können auftreten?
Typhus verläuft in mehreren Phasen:
Zu Beginn kommt es zu uncharakteristischen Beschwerden wie
- Abgeschlagenheit,
- Appetitlosigkeit,
- Kopf- und Gliederschmerzen,
- Verstopfung,
- erhöhte Körpertemperatur.
Innerhalb von zwei bis drei Tagen steigt das Fieber an. Anschließend kommt es zu
- gleichmäßig hohem Fieber zwischen 39° und 41° Celsius,
- Bauchschmerzen,
- langsamer Herzfrequenz,
- grau-gelb belegter Zunge mit rötlichen Rändern, sogenannter Typhus-Zunge,
- schwerem Krankheitsgefühl,
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit.
Das hohe Fieber kann bis zu drei Wochen anhalten. Zusätzlich kann eine zunehmende Benommenheit auftreten. Daher stammt die Bezeichnung Typhus, was so viel bedeutet wie „Nebel“.
Bei einem Teil der Betroffenen tritt in der zweiten Krankheitswoche ein Hautausschlag auf dem Bauch auf. Dieser ist rötlich, stecknadelkopfgroß und juckt nicht.
Im weiteren Verlauf tritt in der dritten Krankheitswoche häufig der typische „erbsbreiartige“ Durchfall auf. Danach erfolgt eine lange Phase, in der die Beschwerden abklingen und schließlich vorbei sind.
Welche Komplikationen können auftreten?
Typhus kann zu schweren, mitunter lebensbedrohlichen Komplikationen führen, z.B.:
- Darmblutungen oder Darmdurchbrüchen und in weiterer Folge zu einer Bauchfellentzündung,
- Entzündung der Bauchspeicheldrüse,
- Entzündung der Gallenblase,
- Entzündung des Herzmuskels,
- Entzündung der Knochen,
- Entzündung der Hirnhäute,
- Venenthrombosen,
- Lungenembolie.
Bei Kindern unter einem Jahr verläuft die Erkrankung schwerer, und es treten häufiger Komplikationen auf.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Bei Personen, die sich in einem Typhus-Gebiet aufgehalten haben, ergibt sich der Verdacht auf die Erkrankung durch eine genaue Anamnese und die typischen Beschwerden. Auch eine Untersuchung des Blutes liefert Hinweise. Um die Diagnose abzusichern, können die Bakterien im Labor nachgewiesen werden, z.B. aus dem Blut, dem Stuhl, dem Harn oder dem Knochenmark.
Hinweis
Der Verdacht und die Diagnose von Typhus sind meldepflichtig. Das bedeutet, die Ärztin oder der Arzt meldet erkrankte Personen an die Gesundheitsbehörde.
Wie wird Typhus behandelt?
Typhus wird mit Antibiotika behandelt. In vielen Fällen ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Wenn Komplikationen auftreten, müssen diese ebenfalls entsprechend behandelt werden. So kann z.B. bei einer Darmblutung oder einem Darmdurchbruch eine notfallmäßige Operation erforderlich sein. Bei guter medizinischer Versorgung liegt die Sterblichkeit von Typhus bei rund einem Prozent.
Die Behandlung mit Antibiotika ist vor allem in frühen Krankheitsstadien oft erfolgreich. Wichtig ist, dass die Behandlung nicht zu früh beendet wird, auch wenn die Beschwerden abgeklungen sind. Bei unzureichender Behandlung werden die Bakterien weiterhin mit dem Stuhl ausgeschieden, und andere Personen können damit angesteckt werden. Zudem kann es zu einem Krankheitsrückfall kommen.
Zusätzlich sind strenge Hygienemaßnahmen erforderlich. An Typhus erkrankte Personen dürfen z.B. keine Gemeinschaftseinrichtungen bzw. je nach Beruf den Arbeitsplatz nicht besuchen. Sie müssen auf wirksame Händehygiene achten und dürfen z.B. keine Speisen für andere Personen zubereiten.
Zur Nachkontrolle sind mehrere Stuhluntersuchungen notwendig. Diese werden so lange wiederholt, bis drei Proben frei von Typhusbakterien sind.
In einigen Regionen der Welt entwickeln sich zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika. Dadurch wird die Behandlung der Erkrankung schwieriger.
Was ist Paratyphus?
Bei Paratyphus handelt es sich wie bei Typhus um eine Infektionskrankheit. Sie wird durch Bakterien aus der gleichen Familie hervorgerufen, nämlich durch Salmonella enterica Serotyp Paratyphi A, B oder C.
Die Übertragung von Paratyphus erfolgt ebenso wie bei Typhus durch verunreinigtes Trinkwasser und Lebensmittel. Die Erkrankung ist in denselben Regionen der Welt verbreitet wie Typhus. Jährlich erkranken weltweit geschätzte fünf Millionen Personen an Parathyphus.
Die Inkubationszeit von Paratyphus beträgt ein bis zehn Tage. Die Erkrankung verläuft ähnlich wie Typhus, in der Regel aber milder. Oft kommt es vor allem zu
- Durchfall,
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Bauchschmerzen,
- Fieber bis 39° Celsius.
Die Krankheitsdauer beträgt etwa vier bis zehn Tage. Auch bei Paratyphus sind schwere Krankheitsverläufe und Komplikationen möglich.
Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Wie bei Typhus sind strenge Hygienemaßnahmen erforderlich, um die Ansteckung anderer Personen zu vermeiden.
Wie Sie Typhus vorbeugen können
Es gibt eine Impfung, die vor der Erkrankung zu etwa 60 Prozent schützt. Sie ist vor Reisen in Länder mit deutlich erhöhtem Typhusrisiko und bei gleichzeitig gefährdendem Reisestil empfohlen. Mehr zum Thema: Impfung gegen Typhus
Zudem sind vor Ort Hygienemaßnahmen wichtig. Dazu zählen z.B.:
- Essen Sie nur Lebensmittel, die Sie zuvor gekocht oder geschält haben („Cook it, peel it or forget it“).
- Verwenden Sie nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus der Flasche, die Sie selbst geöffnet haben - auch zum Zähneputzen, zum Waschen von Lebensmitteln etc.
- Verzichten Sie auf Eiswürfel.
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife, insbesondere nach dem Toilettengang, vor dem Essen und dem Zubereiten von Speisen.
- Mehr zum Thema: Richtig essen & trinken auf Reisen
Wohin kann ich mich wenden?
Vor einer geplanten Fernreise sollten Sie sich rechtzeitig ärztlich beraten lassen. Wenden Sie sich an
- eine Ärztin bzw. einen Arzt für Allgemeinmedizin,
- eine Ärztin bzw. einen Arzt für Reisemedizin bzw. Tropenmedizin,
- eine Fachärztin bzw. einen Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie.
Das Außenministerium bietet Reiseinformationen für alle Länder der Welt, inklusive Reisewarnungen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 8. November 2023
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Facharzt für Klinische Mikrobiologie und Hygiene, Facharzt für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Zert. Reisemedizin