Akute Pankreatitis
Inhaltsverzeichnis
Basis-Info: Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, gehört zu den Verdauungsorganen. In der Bauchspeicheldrüse gibt es verschiedene Arten von Zellen:
- Exokrine Zellen: Sie produzieren eine Flüssigkeit, den sogenannten Pankreassaft. Er enthält unter anderem Enzyme, die für die Verdauung wichtig sind, insbesondere für die Verdauung von Fetten, Stärke und Proteinen. Der Pankreassaft fließt durch den Pankreasgang in den Zwölffingerdarm. Die Mündungsstelle des Pankreasganges in den Zwölffingerdarm läuft mit dem Ausführungsgang der Gallenblase, dem Gallengang, zusammen.
- Endokrine Zellen: Sie produzieren das Hormon Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert, und andere Hormone, z.B. Glukagon. Die endokrinen Zellen sind wie Inseln auf der Bauchspeicheldrüse angeordnet und werden auch als Langerhans-Inseln bezeichnet.
Welche Ursachen hat eine akute Pankreatitis?
Eine der häufigsten Ursachen für eine akute Pankreatitis sind Gallensteine. Sie sind für 40 bis 70 Prozent der Fälle verantwortlich. Fachleute sprechen auch von einer biliären Pankreatitis. Gallensteine können zu einer Verengung oder zu einem Verschluss der gemeinsamen Mündungsstelle der Bauchspeicheldrüse und des Gallenganges in den Zwölffingerdarm führen.
Dadurch kommt es zu einem Rückstau von Pankreassaft, der nicht in den Zwölffingerdarm abfließen kann. In der Folge werden die im Pankreassaft enthaltenen Enzyme am falschen Ort aktiv: Sie beginnen das Gewebe der Bauchspeicheldrüse zu verdauen und lösen so eine Entzündung aus.
Eine weitere häufige Ursache der akuten Pankreatitis ist jahrelanger hoher Alkoholkonsum. Alkohol ist für etwa ein Viertel der Fälle von akuter Pankreatitis verantwortlich.
Seltenere Ursachen einer akuten Pankreatitis sind u.a.:
- Erhöhung der Triglyceride im Blut, sogenannte Hypertriglyceridämie,
- Komplikationen nach einer Spiegelung des Gallenwegsystems, einer sogenannten ERCP,
- genetische Ursachen,
- Einnahme bestimmter Medikamente, z.B. Antibiotika oder Zytostatika,
- Verletzungen der Bauchspeicheldrüse,
- Verengungen des Gallenganges, z.B. durch einen Tumor,
- erhöhte Kalziumwerte im Blut, z.B. bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus),
- Virus-Infektionen, z.B. Mumps, HIV, Hepatitis B,
- bakterielle Infektionen, z.B. Salmonellen,
- Sekretabflussstörungen durch anatomische Abweichungen,
- Autoimmunerkrankungen,
- rheumatologische Erkrankungen,
- langjähriges Tabakrauchen.
Hinweis
Bei etwa einem Viertel aller Fälle mit einer akuten Pankreatitis gibt es keine eindeutige Ursache. Fachleute sprechen von einer idiopathischen Pankreatitis.
Welche Symptome können bei einer akuten Pankreatitis auftreten?
Bei einer akuten Pankreatitis kommt es meistens zu folgenden Symptomen:
- Schmerzen im Oberbauch: häufig abrupt einsetzend, heftig, bohrend oder dumpf, gürtelförmig in den Rücken ausstrahlend,
- Übelkeit,
- Erbrechen.
Die Beschwerden treten meist sehr plötzlich auf und sind so stark, dass die Betroffenen meist rasche ärztliche Hilfe suchen.
Manchmal können weitere Symptome hinzukommen, z.B.:
- Blähbauch, sogenannter Meteorismus,
- Lähmungen der Darmtätigkeit, sogenannter paralytischer Ileus,
- Fieber,
- Kreislaufprobleme,
- Flüssigkeitsmangel – auch Dehydration genannt,
- Hautzeichen wie bläuliche Verfärbungen um den Bauchnabel oder in den Flanken,
- Gelbsucht,
- Wasseransammlung im Bauch, sogenannter Aszites,
- Wasseransammlungen in der Lunge, sogenannter Pleuraerguss.
Wie wird die Diagnose einer akuten Pankreatitis gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt erhebt in einem ausführlichen Gespräch, der Anamnese, die Beschwerden und fragt nach möglichen auslösenden Faktoren einer akuten Pankreatitis, z.B. nach dem Alkoholkonsum. Die Ärztin oder der Arzt führt auch eine körperliche Untersuchung durch und tastet den Bauch ab.
Zudem nimmt die Ärztin oder der Arzt Blut ab. In der Blutprobe wird neben dem CRP als Entzündungswert unter anderem ein Enzym der Bauchspeicheldrüse – die Lipase – bestimmt. Ist die Lipase stark erhöht, deutet das auf eine Pankreatitis hin.
Für die Diagnose einer akuten Pankreatitis führt die Ärztin oder der Arzt zudem eine Ultraschalluntersuchung des Bauches durch. Dabei kann sie oder er erkennen, ob die Bauchspeicheldrüse entzündlich verändert ist und ob Gallensteine vorhanden sind.
Im Zuge der Diagnostik beurteilt die Ärztin oder der Arzt zudem, wie schwer die Bauchspeicheldrüse durch die Entzündung geschädigt ist.
Manchmal sind zur Abklärung der Ursachen weitere Untersuchungen notwendig, u.a.:
- Computertomographie,
- Magnetresonanztomographie,
- endoskopischer Ultraschall bzw. Endosonographie,
- Röntgenuntersuchung des Darmes und der Lunge.
Wie verläuft eine akute Pankreatitis?
Der Verlauf einer akuten Pankreatitis hängt davon ab,
- wie stark die Entzündung fortgeschritten ist,
- wie viel Gewebe durch die Entzündung zerstört wurde,
- ob weitere Komplikationen wie eine Infektion hinzukommen.
Die Mehrheit der Patientinnen und Patienten hat einen milden Verlauf der Erkrankung. Bei ungefähr acht von zehn Personen ist die Entzündung nach ein bis zwei Wochen abgeklungen. Doch auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus haben einige Menschen noch Schmerzen und Verdauungsprobleme oder fühlen sich sehr erschöpft.
Bei zwei von zehn Personen mit einer akuten Pankreatitis treten ernsthafte Komplikationen auf. Sie haben einen schweren Verlauf der Erkrankung. Eine mögliche Folge einer akuten Pankreatitis sind sogenannte Pseudozysten. Dabei bilden sich einige Wochen nach der akuten Entzündung Blasen in der Bauchspeicheldrüse, die mit Pankreassaft gefüllt sind. Sie können manchmal so groß werden, dass sie Beschwerden verursachen, z.B. ein Völlegefühl. Zudem besteht die Gefahr, dass sie reißen oder bluten.
Bei der sogenannten hämorrhagisch nekrotisierenden Verlaufsform sterben große Teile der Bauchspeicheldrüse ab. Es kommt zu starken Blutungen in der Bauchspeicheldrüse und deren Umgebung. Zudem besteht die Gefahr, dass sich das abgestorbene Gewebe mit Bakterien infiziert. Eine solche Infektion kann sich im Körper ausbreiten und zu einer gefährlichen Entzündungsreaktion bis hin zu einer Sepsis führen. Es ist möglich, dass in der Folge einzelne oder mehrere Organe versagen. Insgesamt versterben ungefähr drei bis fünf von 100 Personen mit akuter Pankreatitis an Komplikationen.
Wie erfolgt die Behandlung einer akuten Pankreatitis?
Die Behandlung einer akuten Pankreatitis erfolgt im Krankenhaus, in schweren Fällen auf der Intensivstation. Es gibt keine Therapie gegen die Entzündung der Bauchspeicheldrüse selbst. Im Vordergrund der Behandlung stehen Maßnahmen, welche die Symptome verringern und die Bauchspeicheldrüse entlasten.
Eine akute Pankreatitis kann zu ausgedehntem Flüssigkeitsmangel im Körper – Dehydration – führen. Um den Kreislauf stabil zu halten und u.a. ein Nierenversagen zu verhindern, erhält die Patientin oder der Patient intravenös Flüssigkeit und Elektrolyte. Zudem sind meist starke Schmerzmittel erforderlich, um die Schmerzen zu lindern. Auch gegen Übelkeit und Erbrechen kommen Medikamente zum Einsatz.
Um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten, empfiehlt die behandelte Ärztin oder der behandelte Arzt der Patientin oder dem Patienten, für einige Zeit keine feste Nahrung aufzunehmen. Bei einer leichten Entzündung reichen in der Regel zwei bis fünf Tage. Ein langsamer Kostaufbau ist möglich, wenn dies für die Patientin oder den Patienten ohne Bauchschmerzen möglich ist. Alkoholkarenz wird in jedem Fall zur Vermeidung eines Rezidivs empfohlen.
Die weitere Behandlung richtet sich danach, ob ein Auslöser für die Entzündung bekannt ist und welche Beschwerden vorliegen. Etwaige Gallensteine werden unter Umständen rasch endoskopisch entfernt. Unter Umständen empfiehlt die Ärztin oder der Arzt die Entfernung der Gallenblase, um mögliche Rückfälle zu vermeiden. Aufgrund des erhöhten Operationsrisikos erfolgt dies in der Regel aber erst nach Abklingen der akuten Entzündung. Im weiteren Verlauf kann eine endoskopische oder chirurgische Entfernung entstandener Nekrosen nötig sein.
Wohin kann ich mich wenden?
Zur Abklärung von Beschwerden der Bauchspeicheldrüse können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Ärztin oder Arzt für Allgemeinmedizin,
- Fachärztin oder Facharzt für Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie),
- Fachärztin oder Facharzt für Chirurgie.
Hinweis
Bei starken, akuten Beschwerden rufen Sie die Rettung 144.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen.
Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt?
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A bis Z
sowie über die Online-Services und Formulare der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. Mai 2024
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Reinhold Függer, Facharzt für Thoraxchirurgie, Facharzt für Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie, Zusatzfach Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie (Gefäßchirurgie), Zusatzfach Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie (Viszeralchirurgie)