Giardiasis (Lambliasis)
Inhaltsverzeichnis
Wie wird Giardiasis übertragen?
Giardiasis wird durch orale Aufnahme des Parasiten Giardia lamblia übertragen. Sowohl Menschen als auch Tiere können den Parasiten im Dünndarm tragen und mit dem Stuhl ausscheiden. Der Parasit ist sehr widerstandsfähig: Er kann in Form sogenannter Zysten im Wasser, in der Erde sowie auf Lebensmitteln und Oberflächen überleben. Eine Ansteckung mit dem Parasiten ist zum Beispiel möglich über
- verunreinigtes Trinkwasser oder verunreinigte Lebensmittel,
- verunreinigte Oberflächen, z.B. Handtücher,
- engen Kontakt mit einer infizierten Person, z.B. in Kinderbetreuungseinrichtungen,
- sexuellen Kontakt mit einer infizierten Person.
Wo ist Giardiasis verbreitet?
Der Parasit Giardia lamblia kommt weltweit vor. Er ist besonders in wärmeren Ländern verbreitet, vor allem in den Tropen und Subtropen. Schlechte hygienische Bedingungen, z.B. im Umgang mit Lebensmitteln, erhöhen das Risiko einer Ansteckung.
In Österreich zählen Giardia-Infektionen zu den häufigsten parasitären Infektionen bei Reiserückkehrern nach längeren Auslandsaufenthalten, insbesondere aus Afrika und Asien.
Die Inkubationszeit – d.h. die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten erster Symptome – beträgt drei bis 25 Tage.
Welche Symptome können auftreten?
Mögliche Anzeichen einer Giardiasis sind:
- Abgeschlagenheit, Müdigkeit
- Bauch- und Magenkrämpfe
- Übelkeit, Erbrechen
- Blähungen
- schaumiger, fettreicher, übelriechender Durchfall
Wenn der Verlust an Flüssigkeit sehr hoch wird, kann es zu Dehydration kommen. Bei manchen Betroffenen kommt es zudem zu einem Gewichtsverlust und einer mangelhaften Aufnahme wichtiger Nährstoffe und Vitamine, einer sogenannten Malabsorption.
Ohne Behandlung bessern sich die Beschwerden einer Giardiasis meist nach zwei bis drei Wochen.
Eine Giardia-Infektion macht nicht immer Beschwerden. Manche Personen haben kaum Symptome und bemerken die Infektion nicht. Sie scheiden den Parasiten aber trotzdem mit dem Stuhl aus und können bei unzureichenden hygienischen Bedingungen andere damit anstecken.
Welche Komplikationen können auftreten?
Bei schwerem oder bei länger dauerndem Verlauf der Giardiasis können vereinzelt folgende Beschwerden auftreten:
- Entzündung der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse, vor allem bei Personen mit Immunschwäche
- Schädigung der Dünndarmschleimhaut, wodurch in weiterer Folge eine Laktoseintoleranz auftreten kann
Zudem leiden manche Personen noch Wochen nach der akuten Infektion unter wiederkehrenden Bauchschmerzen und Durchfällen.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Ärztin oder der Arzt erhält Hinweise auf eine Giardiasis durch die Beschwerden, insbesondere bei Reiserückkehrern. Zur Absicherung der Diagnose kann der Parasit mikroskopisch im Stuhl nachgewiesen werden. Unter Umständen sind dafür mehrere Stuhlproben erforderlich. Auch die Bestimmung des Lamblien-Antigens im Stuhl wird für die Diagnostik herangezogen.
Manchmal wird für den Nachweis des Parasiten eine endoskopische Untersuchung des Dünndarmes durchgeführt. Dabei werden Proben der Dünndarmschleimhaut bzw. des Dünndarmsekretes entnommen.
Wie erfolgt die Behandlung einer Giardiasis?
Bei einer Giardiasis ist es – wie bei anderen Durchfallerkrankungen auch – wichtig, ausreichend zu trinken. Bei schwerem Durchfall sind unter Umständen Infusionen notwendig, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Eine Giardiasis kann zudem mit Antibiotika bzw. Medikamenten gegen Parasiten behandelt werden. Sie werden vor allem bei schweren oder länger dauernden Beschwerden eingesetzt.
Infizierte Personen müssen zudem bestimmte Hygieneregeln einhalten, um andere Personen nicht anzustecken. Dazu zählen unter anderem folgende Maßnahmen:
- regelmäßiges Händewaschen, insbesondere nach dem Toilettengang
- sofern möglich Nutzung einer separaten Toilette
- Handtücher nicht mit anderen teilen
- kein Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen für erkrankte Kinder
- keine Ausübung beruflicher Tätigkeiten im Lebensmittelbereich
Wie Sie vorbeugen können
Die wichtigste Maßnahme, um einer Giardia-Infektion vorzubeugen, ist die Einhaltung von Hygienemaßnahmen auf Reisen. Dazu zählen z.B. folgende Maßnahmen:
- Waschen Sie regelmäßig die Hände mit Seife, insbesondere vor dem Essen und dem Zubereiten von Speisen.
- Essen Sie nur Lebensmittel, die Sie zuvor gekocht oder geschält haben („Cook it, peel it or forget it“).
- Verwenden Sie nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus der Flasche, die Sie selbst geöffnet haben - auch zum Zähneputzen, zum Waschen von Lebensmitteln etc.
- Verzichten Sie auf Eiswürfel.
Wohin kann ich mich wenden?
Für die Abklärung und die Behandlung einer Giardiasis wenden Sie sich an
- eine Ärztin oder einen Arzt für Allgemeinmedizin,
- eine Fachärztin oder einen Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie.
Vor einer geplanten Fernreise sollten Sie sich rechtzeitig ärztlich beraten lassen. Wenden Sie sich an
- eine Ärztin bzw. einen Arzt für Allgemeinmedizin,
- eine Ärztin bzw. einen Arzt für Reisemedizin bzw. Tropenmedizin,
- eine Fachärztin bzw. einen Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie.
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Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 8. November 2023
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Dr. Herwig Kollaritsch, Facharzt für Klinische Mikrobiologie und Hygiene, Facharzt für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin, Zert. Reisemedizin