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Kinderarzneimittel

Die Verschreibung von Arzneimitteln für Kinder und Jugendliche stellt Ärztinnen und Ärzte vor eine besondere Herausforderung, da für viele Arzneimittel - aufgrund fehlender Studiendaten - eine pädiatrische Indikation fehlt oder nur die Anwendung an bestimmten Altersgruppen empfohlen wird. Das zieht die verstärkte Notwendigkeit eines Off-Label-Einsatzes nach sich. Zahlreiche Projekte in Österreich, anderen europäischen Ländern, und auf EU-Ebene verdeutlichen die Aktualität der Thematik. Entsprechende Leitlinien werden unter anderem von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) entwickelt, in vielen Bereichen fehlen jedoch fundierte Daten. Die Problematik des Off-Label-Use wird auf unterschiedlichen Ebenen aufgegriffen: Einerseits soll durch mehr Kinder einschließende Arzneimittelstudien das Wissen zum Thema Arzneimittel für Kinder und die Zahl der Zulassungen von Arzneimitteln für Kinder erhöht werden. Andererseits gilt es, den verschreibenden Ärztinnen und Ärzten konkrete Hilfestellungen an die Hand zu geben – so wurden in verschiedenen europäischen Ländern Projekte zur Entwicklung von Online-Datenbanken für pädiatrische Dosierungen verwirklicht.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
Kinder und Jugendliche unterscheiden sich nicht nur in ihrer Körpergröße, sondern auch durch eine andere, altersabhängige Körperfunktion von Erwachsenen. Kinder reagieren abhängig von ihrer körperlichen Entwickung auf viele Wirkstoffe anders als Erwachsene. Selbst in sehr geringer Dosis könnte ein für Erwachsene zugelassenes Medikament unter Umständen gefährlich werden. Aufgrund der unterschiedlichen pharmakokinetischen Eigenschaften (= Wirkung des Körpers auf den Wirkstoff) wie der Aufnahme, Verteilung im Körper, Verstoffwechslung und Ausscheidung, sind deshalb auch andere Wirkungen des Wirkstoffs auf den Körper (= Pharmakodynamik) die Folge. Zudem gibt es viele Erkrankungen bei Kindern (z.B. Epilepsie, Krebserkrankungen, angeborene Herzfehler), für deren Behandlung eigens entwickelte Arzneimittel benötigt werden.

Eine Behandlung von Kindern mit ausschließlich an Erwachsenen getesteten Arzneimitteln bedeutet ein erhöhtes Behandlungsrisiko mit potentiell unerwünschten Wirkungen wie beispielsweise zu schnelles Metabolisieren des Wirkstoffes (keine ausreichend dosierte therapeutische Wirkung), ausbleibende Wirkung, Überdosierung mit toxischen Effekten und Nebenwirkungen, die bei Erwachsenen nicht beobachtet werden (z.B. die das Wachstum oder die Entwicklung betreffen). Arzneimittel, die nicht an Kindern geprüft und für diese zugelassen sind, haben oft auch keine kindergerechten Darreichungsformen, wodurch eine verlässliche Einnahme und exakte Dosierung beeinflusst werden können. Epidemiologische Studien bei Kindern zeigten, dass Nebenwirkungen bei Arzneimitteln mit Off-Label Anwendung etwa doppelt so häufig wie bei zugelassenen Medikamenten vorkommen.

Diese Schwerpunkt-Seite bietet:
- Kurzzusammenfassungen relevanter Informationen zur Anwendung von Arzneimitteln an Kindern,
- eine Übersicht zu Datenbanken zur Anwendung von Arzneimitteln an Kindern (jeweils gegliedert nach Quelle/Zugriffsmöglichkeit, Land, Sprache, Pro und Kontra, inhaltlicher Fokus, Anwenderzielgruppe) sowie
- Kurzzusammenfassungen relevanter Informationen zur Forschung von Arzneimitteln an Kindern.

Die hier dargestellten Instrumente sind nie als Ersatz für die individuelle ärztliche Beurteilung und Entscheidungsfindung zu verstehen, sondern als Hilfestellung, um rasch auf potenziell geeignete (als auch potenziell ungeeignete) Verschreibungen und Dosierungen aufmerksam zu werden.

Die verwendeten Quellen finden Sie im Quellenverzeichnis.

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