Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Diagnose
Inhaltsverzeichnis
Wie wird die Diagnose gestellt?
Der erste Schritt zur Diagnose ist ein ausführliches Gespräch mit der Ärztin/dem Arzt (Anamnese). Sie/er erörtert dabei, welche Beschwerden vorliegen, wie lange diese bereits bestehen und wann diese auftreten. Bei Verdacht auf eine chronisch entzündliche Darmerkrankung sind für die Ärztin/den Arzt weitere Informationen wichtig.
Bereiten Sie sich auf folgende Fragen vor, die Ihnen die Ärztin/der Arzt stellen kann:
- Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja welche?
- Waren Sie vor Kurzem auf Reisen?
- Gibt es ein Familienmitglied mit einer Darmerkrankung?
- Hatten Sie eine Blinddarmoperation?
- Vertragen Sie bestimmte Nahrungsmittel schlecht?
- Haben Sie neben Verdauungsbeschwerden auch andere Symptome?
- Sind Sie Raucherin/Raucher oder haben Sie geraucht?
Unter Umständen wird auch der Impfstatus erfragt. In Hinblick auf eventuell notwendige Therapien, die das Immunsystem unterdrücken und dadurch das Risiko für Infektionen erhöhen, ist es für die Ärztin/den Arzt wichtig zu wissen, ob ein ausreichender Impfschutz gegeben ist.
Körperliche Untersuchung
Die Ärztin/der Arzt wird eine körperliche Untersuchung vornehmen, in der u.a. der Bauch abgetastet wird sowie Mund und Afterbereich begutachtet werden. Auch eine rektale Untersuchung wird meist durchgeführt. Mitunter untersucht die Ärztin/der Arzt auch Haut, Augen oder Gelenke auf Auffälligkeiten, die Hinweise auf eine chronische Darmerkrankung liefern können. Bei Kindern und Jugendlichen werden zudem Körpergewicht und Größe erfasst, um eventuelle Wachstumsverzögerungen zu erkennen. Mehr zum Thema: Chronisch entzündliche Darmerkrankungen: Ursachen & Symptome
Welche Untersuchungen werden durchgeführt?
Zusätzlich zur Anamnese und der körperlichen Untersuchung wird das Blut labor-chemisch untersucht (Blutbild, C-reaktives Protein CRP, Blutsenkung BSG). Dies kann Hinweise liefern, ob Entzündungen im Körper vorliegen. Besteht der Verdacht auf eine Mangelernährung, kann die Ärztin/der Arzt gegebenenfalls eine umfassende Blutuntersuchung anordnen. Erhoben werden können dabei z.B.Eisen-, Vitamin-B-12-, Folsäure-, Vitamin-D- sowie Zink-Status. Dies gibt indirekt auch einen Hinweis, ob die Dünndarmresorption (Aufnahme von Stoffen aus dem Darm in Blut- und Lymphbahn) betroffen ist und ob möglicherweise eine Anämie vorliegt.
Die Untersuchung einer Stuhlprobe gehört ebenfalls zu den diagnostischen Schritten. Um auszuschließen, dass die Beschwerden durch eine Infektion ausgelöst werden, wird der Stuhl auf das Vorhandensein bakterieller Erreger (z.B. Clostridium difficile) untersucht. Besonders aussagekräftig ist der Calprotectin-Wert (Humanes Leukozytenprotein) im Stuhl: Ist dieser Eiweißstoff vermehrt im Stuhl vorhanden, ist das ein Hinweis auf entzündliches Geschehen im Magen-Darm-Trakt. So lassen sich die Beschwerden von anderen, nicht entzündlichen Erkrankungen (wie z.B. Reizdarmsyndrom) abgrenzen.
Magen- und Darmspiegelung
Zu den Standarduntersuchungen in der Erstbeurteilung gehört die Darmspiegelung (Koloskopie). Dabei werden der gesamte Dickdarm und das letzte Stück des Dünndarmes untersucht. Bei Verdacht auf Morbus Crohn wird auch oft eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt, um auch Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm beurteilen zu können.
Schleimhautveränderungen und aktive Entzündungsherde lassen sich mithilfe von Magen- und Darmspiegelung erkennen. Zudem werden an mehreren unterschiedlichen Stellen des Magen-Darm-Traktes Gewebeproben (Biopsien) entnommen und anschließend unter dem Mikroskop feingeweblich (histologisch) untersucht. Dies bringt wichtige Zusatzinformationen und lässt auch Rückschlüsse auf die Ausdehnung und den Schweregrad der Erkrankung zu. Auch in der Verlaufskontrolle von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen werden wiederholte Darmspiegelungen durchgeführt.
Hinweis
Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa wechseln sich Krankheitsschübe mit beschwerdefreien Phasen ab. Der chronische, schubhafte Verlauf zeigt sich mitunter erst im Laufe von Jahren. Zum Zeitpunkt der Erstbeurteilung ist es daher gelegentlich nicht möglich, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung von anderen Darmerkrankungen abzugrenzen. Auch eine Unterscheidung zwischen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn ist nicht immer mit Sicherheit möglich. In etwa zehn Prozent der Fälle ändert sich die Diagnose Colitis ulcerosa innerhalb der ersten fünf Jahre zur Diagnose Morbus Crohn oder wird ganz zurückgenommen.
Ultraschall (Sonographie)
Mittels Ultraschall (Sonographie) können Entzündungen im Magen-Darm-Trakt auch erkannt und deren Ausdehnung ungefähr beurteilt werden. Die Unterscheidung zwischen chronisch entzündlicher Darmerkrankung und anderen Ursachen einer Dickdarmentzündung ist damit jedoch schwierig. Die Ultraschalluntersuchung wird nicht nur in der Erstbeurteilung, sondern vor allem auch zur Verlaufskontrolle von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt.
Mögliche weitere Untersuchungen
Noch genauere Untersuchungen können stattfinden, insbesondere wenn bestimmte Darmabschnitte anderweitig nicht oder schlecht erreicht werden und vorherige Untersuchungen unzureichende Ergebnisse geliefert haben. Möglich sind:
- Magnetresonanztomographie (MRT) mit Enterographie.
- Kapselendoskopie, bei der eine Kapsel den gesamten Darm durchläuft und Bilder aufnimmt. Vorsicht bei Stenosen, die das Passieren der Kapsel verhindern können.
- Computertomographie mit Enterographie.
Hinweis
Die Ärztin/der Arzt wird individuell entscheiden, welche Untersuchungen für die Abklärung Ihres Beschwerdebildes am zielführendsten sind.
Wohin kann ich mich wenden?
Haben Sie den Verdacht, an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung zu leiden, können Sie sich bezüglich Abklärung an folgende Stellen wenden:
- Ärztin/Arzt für Allgemeinmedizin
- Fachärztin/Facharzt für Innere Medizin (Spezialgebiet Gastroenterologie und Hepatologie)
- Ambulanzen für Gastroenterologie (CED-Ambulanzen)
Betroffene können sich auch an eine Selbsthilfegruppe wenden.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2020
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Univ.Prof. Prim. Dr. Rainer Schöfl, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Endokrinologie u. Stoffwechselerkr.), Zusatzfach Innere Medizin (Gastroenterologie und Hepatologie)