Krisenintervention bei psychosozialen Krisen
Inhaltsverzeichnis
Krisenintervention: Was ist das?
Krisenintervention ist eine Methode der Beratung bzw. Behandlung. Bei dieser wird für Menschen in einer akuten psychosozialen Krise kurzfristig passende Unterstützung angeboten.
Im Mittelpunkt steht dabei, eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung aufzubauen. Begleitend kann zum Beispiel auch medizinische Hilfe – etwa durch Medikamente – oder die Organisation von Unterstützung im Alltag wichtig sein. Eine Krisenintervention ist zeitlich begrenzt. Sie kann einige Wochen bis zu ein paar Monaten dauern.
Hinweis
Psychosoziale Krisen sind von einem psychiatrischen Notfall zu unterscheiden. Bei einem psychiatrischen Notfall liegt meist eine akute psychische Erkrankung bzw. ein akutes körperliches Leiden vor, das zu psychiatrischen Symptomen führen kann. Bei einem psychiatrischen Notfall ist rasche medizinische Hilfe unumgänglich! Rufen Sie die Rettung bzw. im Falle von akuter Gefahr für die Sicherheit auch die Polizei. Nähere Informationen finden Sie unter Notfall: Psychiatrische Krise.
Wann kommt Krisenintervention zum Einsatz?
Krisenintervention kommt in einer akuten Phase einer psychosozialen Krise zum Einsatz. In der Folge können bei Bedarf zum Beispiel auch eine weiterführende Psychotherapie oder eine psychiatrische Behandlung stattfinden. Zu den Gründen für eine Krisenintervention zählen:
- Krisen aufgrund von Verlusten oder komplizierten Trauerprozessen,
- akutes seelisches Trauma,
- akute Phase eines Burnouts,
- Krisen aufgrund von Lebensveränderungen.
Hinweis
Im Rahmen einer psychosozialen Krise kann es auch zu Suizidgedanken kommen. Sie denken an Suizid, machen sich um jemanden Sorgen oder haben einen Menschen aufgrund eines Suizidtodesfalls verloren? Auf dem Österreichischen Suizidpräventionsportal finden Sie Erste-Hilfe-Tipps, Krisentelefonnummern und Hilfsangebote in Ihrem Bundesland sowie weiterführende Informationen zur Bewältigung dieser Notsituation.
Welche Ziele hat eine Krisenintervention?
Zu den Zielen einer Krisenintervention zählen:
- die rasche Linderung bzw. Beseitigung von belastenden Symptomen, z.B. Panikattacken, Schlafstörungen,
- die Vorbeugung von gefährlichen Situationen, z.B. Gewalt, Suizid, sowie
- das gemeinsame Erarbeiten von Strategien zur Bewältigung der Krisensituation, um den Alltag wieder eigenständig bewältigen zu können.
Dabei spielen unter anderem auch folgende Aspekte eine Rolle:
- Neue Verhaltensweisen lernen.
- Neue Einsichten gewinnen.
- Die Fähigkeit wiedererlangen, Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
- Wiederherstellung des Selbstwertgefühls.
Krisenintervention soll Hilfe zur Selbsthilfe bieten und orientiert sich in ihren Zielen stark an der Lebenssituation und den Bedürfnissen von Betroffenen. Auch kulturelle Aspekte finden Berücksichtigung.
Wie verläuft eine Krisenintervention?
Das sogenannte BELLA-System hat sich in der Krisenintervention bewährt und erklärt auf einfache Weise, wie diese verläuft:
- B: Beziehung aufbauen: in ein vertrauensvolles Gespräch kommen.
- E: Erfassen der Situation: Klärung, worum es bei der Krise geht und wie die aktuelle Situation genau aussieht.
- L: Linderung der schweren Symptome: durch Krisenintervention oder auch zum Beispiel durch medikamentöse Unterstützung.
- L: Leute einbeziehen, die unterstützen können: soziales Umfeld einbeziehen.
- A: Ansatz zur Problembewältigung bzw. Wege aus der Krise finden.
Bei der Krisenintervention führen geschulte Fachleute entlastende Gespräche. Manchmal leiten sie auch Übungen zur Entspannung und Bewältigung von schwierigen Situationen an. Ebenso kommt die sogenannte Psychoedukation zur Anwendung. Im Rahmen der Krisenintervention finden bei Bedarf auch ärztliche Untersuchungen und Behandlungen statt. Diese umfassen z.B. die Abklärung körperlicher Symptome oder die Anwendung von Medikamenten. In sehr akuten Fällen kann auch ein Spitalsaufenthalt notwendig sein. Bei Bedarf und mit Einverständnis der Betroffenen können auch Angehörige bzw. nahe stehende Bezugspersonen in die Krisenintervention miteinbezogen werden.
Tipp
Unter Erste Hilfe leisten bei psychosozialen Krisen finden Sie hilfreiche Informationen für Ersthelfer:innen.
Wer führt Kriseninterventionen durch?
Professionelle Helferinnen bzw. Helfer, die in der Krisenintervention tätig sind, haben entsprechende Weiterbildungen absolviert. Auch eine Arbeit in multidisziplinären Krisenteams ist üblich, zum Beispiel in psychosozialen Einrichtungen wie einem Kriseninterventionszentrum oder bei mobilen Krisenteams. Krisenintervention üben etwa aus:
- Ärztinnen oder Ärzte,
- klinische Psychologinnen oder Psychologen,
- Psychotherapeutinnen oder Psychotherapeuten,
- Sozialarbeiter:innen.
Wohin kann ich mich wenden?
Im Fall einer psychosozialen Krise können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Auf der Website des Kriseninterventionszentrums Wien finden Sie hilfreiche Ansprechstellen in ganz Österreich sowie Telefonnummern.
- Psychotherapeutin oder Psychotherapeut
- Ärztinnen oder Ärzte mit Fortbildung in psychotherapeutischer Medizin bzw. Psychiaterinnen oder Psychiater (und psychotherapeutische Medizin). Hier kann unsere Arztsuche hilfreich sein.
- Klinische Psychologin oder klinischer Psychologe
- Ambulanzen für Psychiatrie, Psychosomatik bzw. Psychotherapie.
Wenn Sie an Suizid denken, sich diesbezüglich um jemanden Sorgen machen oder einen Menschen aufgrund eines Suizidtodesfalls verloren haben: Auf dem Österreichischen Suizidpräventionsportal finden Sie Erste-Hilfe-Tipps, Notfallkontakte und Hilfsangebote in Ihrem Bundesland sowie weiterführende Informationen zur Bewältigung dieser Notsituation.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Zur Abdeckung der Kosten informiert Sie die durchführende Einrichtung der Krisenintervention sowie Ihr Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 15. November 2024
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Dr. Claudius Stein, Arzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapeut