Diabetes: Folgeerkrankungen
Inhaltsverzeichnis
Welche Folgeerkrankungen können auftreten?
Diabetes kann unterschiedliche Krankheiten nach sich ziehen. Sie entstehen unter anderem, weil ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel die Innenwände der Blutgefäße im Körper schädigt. Es können sich Ablagerungen und Gerinnsel bilden, die Blutgefäße werden enger oder verstopfen sogar vollständig. Je nachdem ob große oder kleine Blutgefäße betroffen sind, können die Folgen verschiedene Organe betreffen:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Sie treten auf, wenn große Blutgefäße im Körper betroffen sind. Mediziner:innen sprechen auch von makrovaskulären Erkrankungen.
- Erkrankungen der Augen, der Nieren oder der Nerven: Sie treten auf, wenn kleine Blutgefäße im Körper betroffen sind. Mediziner:innen sprechen auch von mikrovaskulären Erkrankungen.
- Diabetischer Fuß: Eine Kombination aus Nervenschädigungen und Durchblutungsstörungen kann dazu führen, dass Verletzungen nicht mehr richtig wahrgenommen werden und die Wundheilung gestört ist. Besonders häufig sind davon die Füße betroffen. Mediziner:innen sprechen vom diabetischen Fuß oder diabetischen Fußsyndrom.
Das Risiko für Gefäßschäden ist sowohl für Personen mit Typ-1-Diabetes als auch für Personen mit Typ-2-Diabetes erhöht. Bei Personen mit Typ-2-Diabetes liegen oft noch weitere Risikofaktoren und Begleiterkrankungen vor, z.B. erhöhte Blutfettwerte, erhöhter Blutdruck, Übergewicht oder ein metabolisches Syndrom. Die Gefahr für Gefäßschäden ist dadurch noch höher. Hohe Blutfett- und Blutdruckwerte müssen daher bei Diabetes immer mitbehandelt werden.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten Erkrankungen, die als Folge eines Diabetes entstehen. Dazu zählen vor allem
Eine regelmäßige Untersuchung der Blutgefäße ist bei Personen mit Diabetes wichtig, um mögliche Durchblutungsstörungen rechtzeitig zu erkennen. Dazu zählen z.B. EKG, Herzultraschall, Ultraschall der Halsgefäße sowie eine Untersuchung der Fußpulse. Zusätzlich kontrolliert die Ärztin oder der Arzt regelmäßig die Blutzuckerwerte, die Blutfettwerte und den Blutdruck.
Augenerkrankung: Diabetische Retinopathie
Eine sehr häufige Folge von Diabetes betrifft die Augen. Dazu kommt es, wenn die kleinsten Blutgefäße in der Netzhaut geschädigt werden. Dadurch kann die Netzhaut nicht mehr richtig versorgt werden und ist in ihrer Funktion eingeschränkt.
Anfangs bemerken die Betroffenen dies meist nicht. Erst in fortgeschrittenen Stadien treten Beschwerden auf, z.B. verschwommenes Sehen, Störungen des Farbsehens sowie dunkle oder rote Flecken im Gesichtsfeld. Im schlimmsten Fall kann die diabetische Retinopathie bis zur Erblindung führen. Ein frühes Erkennen der Erkrankung ist wichtig. Als vorbeugende Maßnahme wird Personen mit Diabetes je nach Risiko einmal pro Jahr oder einmal alle zwei Jahre eine augenärztliche Untersuchung empfohlen.
Mehr zum Thema: Diabetische Retinopathie
Nierenerkrankung: Diabetische Nephropathie
In der Niere finden sich unzählige sehr dichte Geflechte kleinster Blutgefäße. Durch sie fließt das Blut in die Niere, wird dort gefiltert und wieder in den Kreislauf zurückgeleitet. Wenn diese kleinen Blutgefäße geschädigt werden - z.B. durch andauernde zu hohe Blutzuckerwerte -, lässt auch die Filterfunktion der Nieren nach. Das bedeutet: Bestimmte Stoffe sammeln sich übermäßig im Blut an. Andere Stoffe - wie Eiweiß bzw. Albumin - werden vermehrt über den Harn ausgeschieden. Es entsteht ein zunehmendes Nierenversagen. In der Folge kommt es zu Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes sowie des Säure-Basen-Gleichgewichtes. Dies kann letztlich lebensgefährlich werden.
Mehr zum Thema: Chronisches Nierenversagen
Um eine diabetische Nierenerkrankung rechtzeitig zu erkennen, kontrolliert die Ärztin bzw. der Arzt regelmäßig den Urin auf Albumin und führt unter Umständen weitere Untersuchungen durch. Eine rechtzeitige medikamentöse Behandlung kann das Fortschreiten der Erkrankung verhindern. Ist die Nierenfunktion zu stark eingeschränkt, müssen die betroffenen Patientinnen und Patienten regelmäßig zur Dialyse bzw. sich einer Nierentransplantation unterziehen.
Die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung einer diabetischen Nierenerkrankung sind eine gute Blutzuckereinstellung sowie das Vermeiden eines Bluthochdrucks.
Nervenerkrankung: Diabetische Neuropathie
Nerven werden über kleinste Blutgefäße mit Blut und Nährstoffen versorgt. Wenn die Blutgefäße geschädigt werden, ist auch die Funktion der Nerven gestört. Mediziner:innen sprechen von einer diabetischen Neuropathie. Je nachdem welche Nerven betroffen sind, funktionieren bestimmte Körperfunktionen nicht mehr.
Zu den häufigsten Nervenschädigungen bei Diabetes zählen Schäden des sogenannten peripheren Nervensystems. Das sind jene Nerven, die für die Bewegungen der Muskeln und für die Empfindungen der Haut zuständig sind. Die Beschwerden treten insbesondere an den Händen oder an den Füßen auf. Zum Beispiel:
- Kribbeln
- Taubheitsgefühl
- Muskelschwäche
- schlechtes Wahrnehmen von Kälte oder Wärme
- schlechtes Wahrnehmen von Schmerzen
- manchmal starke Schmerzen, sogenannte neuropathische Schmerzen
Hinweis
Auch das diabetische Fußsyndrom – siehe unten - ist eine mögliche Folge von Nervenschädigungen.
Zudem kann bei Diabetes auch das sogenannte autonome bzw. vegetative Nervensystem geschädigt werden. Diese Nerven steuern Funktionen der inneren Organe. Dazu zählen unter anderem das Nervensystem des Herz-Kreislauf-Systems, des Magen-Darm-Traktes oder des Genitaltraktes. Als Folge von Diabetes können daher Funktionsstörungen in zahlreichen Organen entstehen, z.B.:
- Herzrhythmusstörungen, Schwindel beim Aufstehen
- Schluckstörungen, Sodbrennen, Völlegefühl, Übelkeit, Durchfall
- Blasenprobleme
- Erektionsstörungen
Bei Personen mit Diabetes werden regelmäßig gezielte Untersuchungen durchgeführt, um mögliche Nervenschädigungen frühzeitig zu erkennen. Dazu zählen z.B. die Prüfung des Schmerz- und Temperaturempfindens, Prüfung der Vibrationsempfindung, die Testung der Sehnenreflexe und gegebenenfalls die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit.
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung und zur Behandlung von Nervenschädigungen ist eine Optimierung der Blutzuckerwerte und eine gesunde Lebensweise. Neuropathische Schmerzen können zudem mit Schmerzmitteln behandelt werden. Auch physikalische Therapiemaßnahmen kommen zum Einsatz. Ist das autonome Nervensystem betroffen, wird eine symptomatische Behandlung durchgeführt, z.B. antiarrhythmische Therapie bei Herzrhythmusstörungen.
Diabetischer Fuß
Ein diabetischer Fuß macht sich durch Wunden an den Füßen bemerkbar, die nur schlecht oder gar nicht abheilen. Sie treten meist an den Zehen, dem Ballen oder an der Ferse auf. Die Haut ist in der Regel trocken und rissig. Die Wunden können zum Teil sehr groß und tief werden. Sie können gerötet sein, nässen oder einen gelblichen Belag aufweisen. Manchmal stirbt das betroffene Gewebe ab.
Der diabetische Fuß wird auch als diabetisches Fußsyndrom bezeichnet. Es ist einer der häufigsten und gleichzeitig schwerwiegendsten Langzeitschäden von Diabetes. Bei der Entstehung des diabetischen Fußes spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:
Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte führen zu einer zunehmenden Schädigung von Blutgefäßen in den Unterschenkeln und den Füßen. In weiterer Folge werden auch die Nerven geschädigt. Dies kann dazu führen, dass die Füße fehlbelastet werden und Druckstellen entstehen. Druckstellen und andere Verletzungen - beispielsweise durch zu enge Schuhe oder falsche Nagelpflege - werden von den Betroffenen oftmals nicht mehr richtig wahrgenommen und bemerkt, weil durch die Nervenschädigung auch die Schmerzwahrnehmung verändert ist.
Gleichzeitig besteht bei Personen mit Diabetes eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. Dadurch können sich kleine Verletzungen leichter entzünden. Darüber hinaus ist bei den Betroffenen oft auch die Wundheilung gestört.
Diese Faktoren führen letztlich dazu, dass aus einer zunächst kleinen harmlosen Wunde relativ schnell ein großes Geschwür – sogenanntes Ulcus – entsteht. Ein Ulcus kann sich in Größe und Tiefe ausdehnen und sogar den Knochen befallen. Im schlimmsten Fall müssen betroffene Zehen oder der betroffene Fuß amputiert werden.
Wie Sie einem diabetischen Fuß vorbeugen können
Um einen diabetischen Fuß zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Blutzucker gut eingestellt ist. Auch Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte müssen behandelt werden, denn sie erhöhen das Risiko für Gefäßschäden noch zusätzlich. Zudem ist es für Personen mit Diabetes besonders wichtig, einige Punkte zu beachten:
- Gehen Sie regelmäßig zur ärztlichen Untersuchung. Die Ärztin bzw. der Arzt sieht sich dabei Ihre Füße genau an. Die Untersuchung sollte mindestens einmal pro Jahr, bei hohem Risiko auch öfter stattfinden.
- Reinigen Sie Ihre Füße täglich mit lauwarmem Wasser. Achtung: Heißes Wasser kann zu Hautschäden führen. Trocknen Sie die Füße gut ab, insbesondere die Zehenzwischenräume.
- Kontrollieren Sie Ihre Füße und die Zehenzwischenräume täglich. Schauen Sie Ihre Füße von allen Seiten an, ein Handspiegel kann dabei hilfreich sein. Achten Sie auf Druckstellen, kleine Verletzungen sowie Hinweise auf Nagelpilz oder Fußpilz, z.B. verfärbte Nägel, Verhornungen etc.
- Nehmen Sie auch kleine Verletzungen oder Auffälligkeiten ernst. Suchen Sie eine Ärztin oder einen Arzt auf.
- Kürzen Sie Ihre Zehennägel regelmäßig vorsichtig. Feilen Sie die Nägel gerade und nicht rund, damit sie nicht einwachsen. Verwenden Sie keine spitzen Nagelscheren.
- Entfernen Sie Hornhaut nur mit einem Bimsstein. Verwenden Sie keine Klingen oder Raspeln!
- Cremen Sie Ihre Füße mit Feuchtigkeitscremen oder Lotionen ein, die Harnstoff – auch Urea genannt - enthalten. Verwenden Sie keine fettigen Salben.
- Gehen Sie nicht barfuß, um Verletzungen zu vermeiden.
- Ihre Schuhe müssen genau passen. Sie müssen ausreichend Platz in der Länge, der Breite und der Höhe haben. Achten Sie auch darauf, dass die Schuhe keine drückenden Nähte im Inneren haben. Je nach Risiko sollten die Schuhe von einem orthopädischen Schuhmacher angepasst werden.
- Verzichten Sie auf das Rauchen. Dies schädigt die Gefäße noch zusätzlich.
Bei der Fußpflege können sogenannte Podologinnen oder Podologen helfen. Das sind speziell geschulte Fußpflegerinnen und -pfleger, die sich mit Diabetes gut auskennen und eine medizinische Fußpflege durchführen.
Wie Sie Folgeerkrankungen vorbeugen können
Für alle Folgeerkrankungen von Diabetes gilt: Das Risiko ist umso höher, je länger die Blutzuckerwerte erhöht sind. Auch andere Risikofaktoren spielen eine Rolle, z.B. erhöhte Blutfettwerte, erhöhter Blutdruck, Übergewicht und genetische Faktoren.
Mit einer gesunden Lebensweise können Betroffene einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Blutzuckerwerte in einem optimalen Bereich zu halten und andere Risikofaktoren zu reduzieren. Wichtig sind unter anderem:
- regelmäßige ärztliche Betreuung
- konsequente Einnahme verordneter Medikamente
- der Besuch von Patientenschulungen
- Umsetzung der empfohlenen Lebensstilmaßnahmen, z.B. eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung
Wohin kann ich mich wenden?
Für die Diagnose und die Behandlung von Diabetes können Sie sich an folgende Stellen wenden:
- Ärztin bzw. Arzt für Allgemeinmedizin
- Fachärztin bzw. Facharzt für Innere Medizin mit dem Zusatzfach Endokrinologie und Stoffwechsel
- Diabetes-Ambulanz
- „Therapie Aktiv“-Ärztinnen und -Ärzte
Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt wird oft von Expertinnen und Experten aus anderen Gesundheitsberufen unterstützt, z.B. Diätologinnen und Diätologen oder Psychologinnen und Psychologen. Bei Bedarf werden auch andere Fachärztinnen und Fachärzte hinzugezogen, z.B. für Nervenerkrankungen (Neurologie), Nierenerkrankungen (Nephrologie), Herzerkrankungen (Kardiologie) oder Gefäßchirurgie.
Wie erfolgt die Abdeckung der Kosten?
Die e-card ist Ihr persönlicher Schlüssel zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen werden von Ihrem zuständigen Sozialversicherungsträger übernommen. Bei bestimmten Leistungen kann ein Selbstbehalt oder Kostenbeitrag anfallen. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei Ihrem Sozialversicherungsträger. Weitere Informationen finden Sie außerdem unter:
- Recht auf Behandlung
- Arztbesuch: Kosten und Selbstbehalte
- Was kostet der Spitalsaufenthalt
- Rezeptgebühr: So werden Medikamentenkosten abgedeckt
- Reha & Kur
- Heilbehelfe & Hilfsmittel
- Gesundheitsberufe A-Z
sowie über den Online-Ratgeber Kostenerstattung der Sozialversicherung.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.
Letzte Aktualisierung: 23. Januar 2023
Erstellt durch: Redaktion Gesundheitsportal
Expertenprüfung durch: Prim. Univ.Prof. Dr. Bernhard Ludvik, Facharzt für Innere Medizin, Zusatzfach Innere Medizin (Endokrinologie u. Stoffwechselerkr.)